Die Nächste Werkstatt findet im „Schloss Stolzenfelz“ in der Gelsenkirchener Ahstraße 10 statt, am
Dienstag, 27. August 2024, um 18 Uhr
Dies ist ein Test. Sollte es möglich sein, dort auch zu arbeiten, werden wir uns zukünftig einmal im Monat an diesem Ort treffen. Neue Teilnehmer*innen sind jederzeit willkommen.
Weshalb wir unseren Qualitätsmedien nicht mehr glauben
Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) hat sich in einem Beitrag sehr dezidiert mit unseren „Qualitätsmedien“ befasst. Und – wie wir schon seit Jahren – den Begriff „Lückenpresse“ für sie verwendet. Als ehemals aktiver Journalist verwende ich (Wsch) ihnb, weil mir auffiel, das der AfD-Kampfbegriff „Lügenpresse“ in der Regel nicht zutrifft. Unsere (be)herrschenden Mainstreammedien lügen selten direkt. Aber die Manipulation mit Halbwahrheiten, gezielten Auslassungen und Tatsachenverdrehungen hat ein Ausmaß erreicht, das Donald Trump vor Neid erblassen lassen müsste. Hier der Link zum lesenswerten NZZ-Beitrag, für alle, die immer noch an eine, wie auch immer geartete, Form von Obvjektivität „unserer Qualitätsmedien“ glauben:
Zum Inhalt des Artikels gleich noch ein Paradebeispiel
„Weiterer Teil der Carolabrücke in Dresden eingestürzt“ schlagzeilte die Welti heute morgen
ebenso, wie einige andere „Qualitätsmedien“. Auch das angeblich so investigative „Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)“ konnte der Versuchung zum schnellen Klick generieren nicht wiederstehen: „Weiterer Abschnitt eingestürzt: Strang der Carolabrücke in Dresden soll komplett abgerissen werden“ii. Bei all diesen Schlagzeilen, bei denen es ausschließlich darum geht, die Aufmerksamkeit der Leser*innen für das schnelle Anklicken der Seite zu wecken, wurde assoziiert, das der Brückenteil von selbst eingestürzt sei. Tatsächlich wurde er bei Abrissarbeiten gezielt zum Einsturz gebracht. Aber das hätte kaum jemand interessiert…
Und dieses unsägliche Klicksammeln mit halbwahren Schlagzeilen grassiert im Internet.
Zur Perfektion gebracht hat dies „Der Westen“, das Online-Portal der Funke Mediengruppe. Ihm ist keine Verdrehung zu schade, in der Hoffnung, möglichst viele Klicks (ist gleich: höhere Werbeeinnahmen) zu erzielen.
Jeder halbwegs vernunftbegabte Mensch denkt dabei: Whatsapp gibt es nicht mehr lange. Tatsächlich erfährt man im Text – natürlich erst nach dem Klick auf die halbwahre Schlagzeile -: „Für User, die den Messenger-Dienst über ihren Mac nutzen, wird sich allerdings bald etwas ändern. Wollen sie weiterhin Nachrichten auf ihrem Gerät verschicken, müssen sie eine neue App installieren.“ Die Schlagzeile ist also nicht direkt gelogen – und doch nicht wahr. Solche eindeutigen Manipulationen kann man praktisch täglich in den Schlagzeilen von „Der Westen“ finden. Dabei ist das letztlich kontraproduktiv, nicht nur für dieses Medienhaus: Spätestens, wenn man zum 4. mal auf eine derartige Manipulation hereingefallen ist, klickt man – wie Marit und ich – auf keine einzige Schlagzeile mehr dieses ehrenwerten Hauses und „Qualitätsmediums“.
25.08.2024 Schlagzeilen um 11 Uhr 45, alle auf newstral.de
Spiegel
„Hisbollah unternimmt Großangriff – Israel verhängt Ausnahmezustand“
Tagesschau
„Hisbollah greift Israel an: „Erste Phase der Vergeltung beendet“.“
Erst weit im Text erfährt man, wie bei allen anderen auch:: Israelische Kampfflugzeuge hatten kurz zuvor (Hervorhebung d.A.) Ziele im Libanon getroffen und die Hisbollah angegriffen – etwa 100 Jets waren laut israelischer Armee daran beteiligt.
Focus
„Erste Reaktion“ auf Tötung Shukrs. Spektakuläre Aufnahmen zeigen Raketenangriff der Hisbollah auf Israel“
Tagesspiegel
„Zweitägiger Ausnahmezustand ausgerufen: Hisbollah startet Großangriff auf Israel mit hunderten Raketen“
Lückenpresse meint: Nie direkt Lügen, aber stets mit Halbwahrheiten, Auslassungen, Verdrehungen oder Verfälschungen arbeiten und so die Meinungen manipulieren. Das Israel zuerst mit über 100 JAGDFLUGZEUGEN den Süden Libanons und die Hisbollah angriff, erfährt man bei allen nur, wenn man den ganzen Text liest. Was in den heutigen Zeiten der Schlagzeilen-Klick-Information meist nicht geschieht.
Airbnb ist toll und easy (so die Eigenwerbung), aber offenbar nur, so lange es keine Probleme gibt
Vorbemerkung: Nachfolgender (wohl selbsterklärender) Text ist der Xte, der in dieser Sache an Airbnb in deren System gepostet wurde – ohne Erfolg und Problemlösung…
„Hallo,
ich habe die Nase inzwischen gestrichen voll. Von Euren automatisierten Verfahren, von Eurem Support der keine Hilfe darstellt und von der gestohlenen Lebenszeit mit x Anfragen, die nicht beantwortet werden.
So warte ich seit Tagen vergeblich auf eine zugesagte Nachricht eines Airbnb-Mitarbeiters namens „Christian W.“ in der Sache Ramadan.
Hier zum x-ten Male der bereits schriftlich und telefonisch erfolglos geschilderte Sachverhalt:
Herr Ramadan buchte völlig kurzfristig gg. 16 uhr am 28. Juni mit einer Begleitung für 2 Tage. Trotz erheblicher Bedenken wg. der Kurzfristigkeit sagte ich zu, nachdem Herr R. Erklärte, er habe bereits bezahlt und stehe praktisch schon vor der Tür.
Tatsächlich kam er erst 2 Stunden später, kurz vor 18 Uhr, als ich mit Nachbarn beim Grillen saß. Von da an hielt er mich nur auf Trab.
Zunächst musste mein Mann ein Zusatz-Luftbett aus dem Keller holen – wohin ihm, wie vorher auch in die Privatwohnung, beide Gäste ungebeten folgten. Er half beim Aufpumpen. Gegen 19 Uhr erschien Herr R. beim Grillen und erklärte im Beisein eines Nachbarn, ob er stornieren könne, er habe einen Anruf aus Berlin erhalten und müsse dort noch heute hin.
Ich erklärte, dass er dann aber eine Nacht bezahlen müsse. (Meine Stornierungsbedingungen verlangen eigentlich die ganze Summe, bei einer derart kurzfristigen Absage). Ich war also kulant. Herr R. erklärte, er wolle dann doch bleiben.
Wenig später sagte er meinem Nachbarn am Handy meines Mannes, er müsse nun doch nach Berlin und ob er dann 100 € in bar als Erstattung erhalten könne. Das lehnte ich ab.
Gg. 22 Uhr verschwand Herr R. samt Begleitung grußlos – nicht ohne vorher nochmals von mir 100 € zu verlangen – was ich mit Verweis auf Airbnb ablehnte. Zwischenzeitlich hatte ich Airbnb telefonisch den Fall geschildert und erklärt, ich seit mit einer TEILstornierung für EINE Nacht einverstanden.
Zwei Wochen später erfahre ich durch eine Airbnb-Abrechung eines anderen Aufenthaltes, dass deren Admin den gesamten Aufenthalt storniert, Herrn R: die Gesamtsumme zurückerstattet und mir den Betrag abgezogen hatte. GEHT ES EIGENTLICH NOCH?
Sie können doch auch nicht in ein Hotel gehen, einchecken, sich dann vier Stunden mit einer Begleitung dort vergnügen und danach ohne zu bezahlen wieder verschwinden?
Ich musste das Bett neu beziehen, hinterlassenes Chaos beseitigen und soll dafür – entgegen meinen festgelegten Stornobedingungen! – keinen Cent erhalten. Und bekam von Herrn R. weil ich ihm die 100 € nicht aushändigte, auch noch eine miese Bewertung!
Und alles was der Airbnb-Support seither tat war mich zum Narren zu halten.
Ich bin es leid und werde meine diesbezüglichen Erfahrungen jetzt öffentlich machen.
Nicht nur auf meiner Website!
Mit nicht mehr sehr freundlichem Gruß
Marit Rullmann
M.A.phil / Sachbuchautorin“
PS. v. 29.07.2024: Obwohl die Wohnung mehrere Stunden benutzt wurde, warten wir noch heute auf das Geld. Fazit: NIE WIEDER Airbnb als Vermieter(in)! Am Rande: Airbnb verlangt eine UMGEHENDE Bewertung der Gäste – während diese sich die Bewertung einfach sparen. Wir hatten zu den Taylor-Swift-Konzerten 2x je zwei „Swifties“ zu Gast. Die wir sogar zum Konzert, bzw. am nächsten Tag in die Stadt fuhren. Bis heute sparten sich beide die Bewertung für mich als Vermieterin…
PS II:Knapp einen Tag, nachdem wir den Text auf unserer Website veröffentlicht hatten, bekamen wir von Airbnb plötzlich eine Nacht des Herrn Ramadan zurückerstattet. Mit einer Entschuldigung, dass man unsere Anfragen nicht immer beantwortet habe. Die Preisfrage: „Warum eigentlich nicht?“ blieb leider unbeantwortet. Von der gestohlenen Lebenszeit und dem Frust über Wochen nicht zu reden. Mein Fazit: Nie wieder Airbnb!
Nachsatz Bürgerrat für Maßnahmen gegen Desinformation„
Landen wir mit dem Bürgerrat endgültig im Totalitarismus? Handverlesene Bürger fordern weniger Meinungsfreiheit und mehr Zensur, um die Demokratie zu schützen. Betreutes Denken ist eben in. Durch eine Simulation von Bürgerbeteiligung versucht die Regierung, Totalitarismus als Demokratie zu verkaufen: Ich bin fassungslos wenn ich mir diese Empfehlungen eines von der Bertelsmann-Stiftung und dem Bundesinnenministerium gegründeten „Bürgerrats für Maßnahmen gegen Desinformation“ ansehe. Nachgedacht wurde da über ein öffentlich-rechtlich gesteuertes Zensurbüro: >>Eine ‚unabhängige‚ Stelle solle Medien Noten vergeben und sich dabei daran orientieren, wie diese mit Quellen umgehen, Fakten prüfen und ob sie Rügen vom Deutschen Presserat erhalten beziehungsweise durch das ‚Verbreiten von Desinformation‘ hervorgetreten sind. Wer dabei gut abschneidet, bekommt das Gütesiegel, jeweils für ein Jahr. Als ‚unabhängige‘ Prüfstelle fällt dem Bürgerrat das Medienunternehmen Correctiv ein.<< Deren „Unabhängigkeit“ habe ich ja schon häufiger kommentiert und bin froh, dass Nancy Faeser noch so klug ist, sich von dieser Empfehlung zu distanzieren. Nachzulesen in einem „Bürgergutachten zum Umgang mit Desinformation“. https://forum-gegen-fakes.de/fileadmin/files/FGF/Buergergutachten_Forum_gegen_Fakes.pdfals pdf-Dokument.
17. September
Zbigniew Brzeziński Die einzige Weltmacht – endlich neu aufgelegt!
Zbigniew Brzeziński war einer der einflussreichsten außenpolitischen Regierungsberater und Publizisten der USA. Sein 1997 veröffentlichtes Buch The Grand Chessboard erregte großes Aufsehen und ist – leider – heute noch aktuell. Denn Brzeziński beschreibt offen, welch große Bedeutung die Dominanz in Euroasien und in der Ukraine für die US-Führung hat, und welche Interessen diese mithilfe der EU verfolgt. Werner, E. und ich hatten das Buch seinerzeit gelesen. Deswegen sind wir NICHT überrascht gewesen vom Ukrainekrieg oder den vielen politischen Bewegungen der Transatlantiker (USA, Scholz / Macron) sich an die Macht zu klammern usw. Der Untertitel erklärt, worum es geht: „Amerikas Strategie der Vorherrschaft und der Kampf um Eurasien“. Brzeziński war Wahlkampf-Berater von Lyndon B.Johnson und Sicherheitsberater von Jimmy Carter, Professor für US-Außenpolitik an der Johns Hopkins University, Berater am „Zentrum für Strategische und Internationale Studien“ (CSIS) und Unternehmensberater. Er starb 2017. Seine Strategie lautet, >>keinen eurasischen Herausforderer aufkommen zu lassen, der den eurasischen Kontinent unter seine Herrschaft bringen und dadurch für Amerika eine Bedrohung darstellen könnte.<< Die Bedeutung Eurasiens und warum die Dominanz, die die USA über Eurasien erreicht haben, so wichtig ist, erklärt Brzeziński so: „Amerikas geopolitischer Hauptgewinn ist Eurasien. (…) Der Fortbestand der globalen Vormachtstellung Amerikas hängt unmittelbar davon ab, wie lange und wie effektiv es sich in Eurasien behaupten kann.(…) Nahezu 75 Prozent der Weltbevölkerung leben in Eurasien, und in seinem Boden wie auch seinen Unternehmen steckt der größte Teil des materiellen Reichtums der Welt. Eurasien stellt 60 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts und ungefähr drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen.“ Diesem deutlichen Zitat ist leider nichts hinzuzufügen. Zbigniew Brzeziński: „Die einzige Weltmacht“. Nomen. 296 S. 20€
15. September
40 Jahre Kunstmuseum in Ge-Buer
Bei der Neueröffnung des alten Kunstmuseums, habe ich die Sammlung fast nicht wiedererkannt. Der neue Blick auf >>alte<< Ausstellungsobjekte und Bilder ist sehr gut gelungen und es war an der Zeit endlich das Hauptsammelgebiet Kinetische Kunst entsprechend zu präsentieren. Und es war eine grandiose Idee das Ballett des MIR einzuladen – die Performances waren sensationell. Gerne wieder!
8. September 2024
Für mehr Streitkultur statt Desinformationsgesetzen
Anti-Desinformationsgesetze, Verbote von alternativen Nachrichtenportalen, Erweiterung des Volksverhetzungsparagraphen, Front gegen alle AFD-Wähler*innen und natürlich Diffamierung von Sahra Wagenknecht und dem BSW als Putintrolle. Es scheint, die Meinungsvielfalt und -freiheit in unserer vielbeschworenen Demokratie ist nicht ganz so beliebt bei den Regierenden samt ihren willigen Helferlein. Aber es gibt gerade wieder einige neue Bücher die sich für wirkliche Meinungsvielfalt einsetzen: Wir sollten mehr Meinungspluralität zulassen, ruft Constantin Schreiber im Zeit-Online- Gespräch. Er meldete sich nach längerer Zeit des Schweigens mit der StreitschriftLasst uns offen reden wieder zu Wort, nachdem er sich wegen seiner Kritik am politischen Islam vermehrt Hass-Botschaften ausgesetzt sah. In seinem neuen Buch plädiert er dafür, sich mit unliebsamen Positionen offener auseinanderzusetzen, selbst wenn es dabei beispielsweise um die AfD geht: >>Es gibt immer wieder diesen Aberglauben, ein Gedanke entstünde erst dann, wenn er öffentlich ausgesprochen wird. Ob Björn Höcke nun im Fernsehen auftritt oder nicht – sein Gedankengut teilen da ja aber bereits viele Menschen. Unter anderem auch, weil die etablierten Medien heutzutage keine Gatekeeper mehr sind. Umgekehrt werden Gedanken nicht unbedingt dadurch aufgewertet oder verführerischer, wenn sie im Fernsehen ausgesprochen werden: Ganz im Gegenteil glaube ich, dass viele Auftritte eher für Entsetzen und Aufklärung sorgen. Wir müssen da offener und mutiger werden.<< Drei aktuelle philosophische Lektüretipps zu diesem wichtigen Thema: Tim Henning. Wissenschaftsfreiheit und Moral. Beste philosophische Aufklärung zum Streitthema „Cancel Culture“. Berlin 2024 Julian Nida-Rümelin. „Cancel Culture“ – Ende der Aufklärung? Ein Plädoyer für eigenständiges Denken. München 2023. Svenja Flaßpöhler. Streiten. München 2024
5. September
Kein Casper-David-Friedrich-Museum in Weimar oder warum Goethe sich einmal irrte
7. September 2024 Bedeutung von Gefühlen in Politik, Krisen und Kriegen
Nein, es gibt leider nicht das größte Museum der Welt mit Casper David Friedrichs Bildern in Weimar. Dabei standen die Chancen anfangs gut, die anfängliche Faszination zwischen ihm und Goethe kühlte jedoch bald merklich ab. Zunächst ging dies von Goethe aus, der sich als überzeugter Vertreter des Klassizismus und der Genieästhetik mit der romantischen Sehnsucht in den Bildern von C.D.F. nicht recht anfreunden konnte. Also empfahl er diese nicht seinem Chef, dem Kurfürsten von Sachsen-Weimar, was C.D.F. natürlich gehofft hatte. Noch einmal gab Goethe C.D.F. eine Chance sich zu beweisen, der solle doch bitte drei Wolkenbilder nach genauen Vorgaben für ihn malen. Unmöglicher Auftrag für C.D.F., war doch gerade das Malen von Wolken für ihn quasi ein religiöser Akt in den er sich nicht hineinreden lassen konnte. Ende der kurzen Geschichte. Wer mehr lesen oder sehen möchte: Noch bis Anfang 2025 läuft die 3. große C.D.F. Ausstellung in diesem Jahr – diesmal in Dresden, wo er 40 Jahre lebte. Lesenswert: Florian Illies. Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten. FaM 2023, geb. 25.- €
P. schickte mir diesen beeindruckenden und zugleich erschütternden Bericht. Leider ist es ja so, dass die Bedeutung unserer Gefühle und Emotionen weder in der Bildung, Erziehung noch im gesellschaftlichen Leben und am allerwenigsten in der Politik einbezogen und beachtet werden. Es gibt zwei Philosophinnen, die dies schon lange fordern: Agnes Heller und Martha Nussbaum. Wenn ich mir dann vorstelle, was es bedarf um nach einem noch nicht einmal beendeten Krieg wie in der Ukraine wieder die jetzigen „Feinde“ zusammen zu bringen, damit sie wieder in einem Land leben können? So viele Traumapsychologen und Sozialarbeiterinnen gibt es ja nicht einmal hier in Deutschland. Dabei schaffen wir es schon selbst nicht mit der Aussöhnung nach Corona oder zwischen östlichen und westlichen Bundesländern. Da möchte ich mir den notwendigen Prozess zwischen Israelis und Palästinensern nicht einmal vorstellen. Trotzdem muss man damit beginnen und solche Texte verbreiten wie diesen. https://perspective-daily.de/article/3314-schwere-verhandlungen-zwischen-israel-und-palaestina-das-liegt-an-etwas-anderem-als-viele-meinen/O3n8e020
2. September
Von Rechten, Linken und anderen normalen Leuten
Manchmal geht es ja schnell mit der Wunscherfüllung im Universum. Ich hatte im Sommerkulturdenkblog beklagt, dass es kein Pendent gäbe zu Didier Eribons Buch Die Rückkehr nach Reims. Passenderweise nur einen Tag nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen lese ich im Perlentaucher, dass der Historiker Clemens Tangerding genau das geschrieben hat: Rückkehr nach Rottendorf. Von Rechten, Linken und anderen normalen Leuten. München 2024. Der Einfachheit halber zitiere ich den Verlag: >>In den sozialen Medien können wir leicht schreiben: «Wer Faschisten wählt, macht sich mitschuldig.» Wer Faschisten wählt, fährt aber auch unsere Kinder zur Schule, steht nachts an der Tankstelle und erneuert das Pflaster auf dem Kirchplatz. In Debattenräumen können wir uns leicht zurückziehen: Wir sind nicht aufeinander angewiesen, müssen uns nicht einigen und keine Aufgaben erledigen. Die meisten Menschen in unserem Land sind aber stärker von Erfahrungen geprägt als von Debatten. Clemens Tangerding führt uns weg von den Polarisierungen und dorthin zurück, wo die Fähigkeit, auch unter erschwerten Bedingungen zusammenzufinden, erstaunlich lebendig ist. Wie so viele kommt Clemens Tangerding vom Dorf und ist fürs Studium in die Großstadt gezogen. Als promovierter Historiker kehrt er nun aufs Land zurück und diskutiert mit Bürgerinnen und Bürgern über die umstrittene Geschichte ihrer Heimatorte. In einem Mix aus Memoir und politischem Essay erzählt er von Begegnungen in Oerlinghausen und Radeberg, Dietramszell und Neuenbürg. Tangerdings Berichte überraschen: Der viel debattierte Rechtsruck und die antidemokratische Stimmung begegnen ihm so gut wie nicht. Stattdessen zeigen seine Erfahrungen mit verschiedenen Gruppen – seien es Feuerwehr-leute, Lokalpolitiker oder Heimatvereine – eine Vielfalt von Lösungsansätzen und Formen des Umgangs mit Dissens. Die Rückkehr nach Rottendorf, die Clemens Tangerding uns allen empfiehlt, ermutigt dazu, es mal ernsthaft mit gesellschaftlicher Pluralität zu versuchen und eine Vielzahl von Perspektiven auszuhalten, auch wenn sie unbequem sind. << Hier geht es zur Leseprobe beim Beck-Verlag (oder einfach den Titel und Autor eingeben):
Rittergut Positz, Pößnecks „Heinerle“; ein Überraschungsschloss und die „Fabelhaften Rebellen“ der Romantik in Ost-Thüringen
Unverhofft kommt oft – und so saß ich plötzlich im Garten des Gutshofes Positz im Saale-Orla-Kreis (Thüringen). Und ja, es klingt merkwürdig: wir waren schon wieder im Urlaub. Ungeplant allerdings – weil kurzfristig eingesprungen. Die Freundin einer Freundin hatte die Reise mit Familie geplant – dann kam eine Krankheit dazwischen. Stornieren war nicht mehr möglich, also Umfrage im Freundes- u. Bekanntenkreis, wer hätte Zeit, für einen Bruchteil des Preises. Hatten wir. Und landeten daher auf dem – so der Reiseführer – „edlen Rittergut“. Das liegt abseits von jedem Städtchen, ruhig und mit grandioser Aussicht im 360 Grad-Panorama, inmitten von Feldern und Wiesen. Eine tolle „Location“ (wie man heute werben würde) für Hochzeiten und Fortbildungen. Beides findet auch statt – bei unserer Ankunft war hier bereits eine größere Feier als „geschlossene Gesellschaft“ angesagt.
Am nächsten Tag stießen wir auf Brautpaar und Anhang vor dem Rathaus (eines der schönsten in Thüringen) im etwa 11 Kilometer entfernten Pößneck, wo die standesamtliche Trauung stattfand.
Der Ort erwies sich als eine Art Architekturmuseum. Nahezu jeder Baustil der letzten 300 Jahre kommt in Perfektion vor. Das Rathaus ein Traum in rot-weisser Spätgotik, dazu die unterschiedlichen Fabrikantenvillen nach dem Motto: Industriekultur einmal ganz anders. Und eine der schönsten Bibliotheken, die ich je gesehen habe. Die Bilke war früher eine Kirche des benachbarten Karmeliterklosters, wurde dann als Getreidespeicher umgebaut und dient jetzt als Stadtbibliothek.
Werner wollte unbedingt weiter zu dem 1876 unter dem Namen „Schokoladen- und Kakaofabrik Roland Berger“ gegründeten Werk. Nach einer wechselvollen Geschichte unter DDR- und Treuhandregime wurde die Firma 1991 privatisiert. Durch die „Heinerle Spiel- und Süßwarenfabrik“, die fünf Jahre später ihren Sitz von Bamberg nach Pößneck verlegte. Letztere stellte unter anderem in der Bundesrepublik „Heinerle Wundertüten“ her, die Werner noch aus seiner Kindheit kannte. Damals kosteten sie 10 Pfennig, enthielten meist etwas Puffreis und Kleinspielzeug. Leider war der Werksverkauf aber geschlossen. Weil Schokolade bekanntlich im Sommer schnell dahinschmilzt. Da die Fabrik aber an der Straße zur Burg Ranis liegt, beschlossen wir, die knapp fünf Kilometer dorthin zu fahren. Zum Glück hatte die Beschilderung, der wir brav folgten, etwas anderes mit uns vor. Nach einer steilen Tal- und Bergfahrt landeten wir zwar in einem Fünf-Häuserdorf vor einem roten Schloss – aber Burg Ranis konnte das unmöglich sein…
War es auch nicht. Das Ganze hieß Brandenstein, lag auf einem Felssporn mit weitem Blick ins Tal und – wie wir bei der Gartenbesichtigung festellten – auf die praktisch gegenüberliegende Burg Ranis, von der sich einige Türme über den umgebenden Bäumen zeigten. Im Schloss sollte es ein Café geben. Die entsprechenden Tische und Stühle fanden wir an der Rückseite, aber unbesetzt. Ein paar Meter weiter ein terassenförmig angelegter Steingarten, der wohl einmal bessere Tage gesehen hatte und etwas pflegebedürftig schien. Von Menschen keine Spur. Dafür nochmals ein kleines Stück weiter eine Art Sitzbadewannenbottich, direkt am Rande eines Steilhangs und mit besagtem Traumblick. Wir also wieder zurück, halb ums Schloss herum, zum Haupteingang, dessen Gittertor weit offenstand, und an dessen Briefkästen wir gedankenlos den Namen „Kahl“ registrierten; dann die kurze Auffahrt hoch und ab in die ebenfalls einladend weit geöffnete Eingangshalle.
Schloss Brandenstein, im Besitz der Familie Kahl
Drinnen rechts hängen Kleidung und Schmuck auf Ständern; links schwingt sich eine Treppe im Bogen nach oben, zu einer kurzen Galerie. Und da, an der Wand des Treppenknicks, fällt es uns ins Auge und bei uns auch endlich der Groschen: Kahl, wie Fabian Kahl! Der extravagante junge Antiquitätenhändler aus der Fernsehsendung „Bares für Rares“ blickt uns von einem riesigen Plakat an der Wand entgegen. Wir kennen die Sendung und wussten, dass die Kahlfamilie – Fabian, Brüder und Vater mit ihren Gattinnen – auf einem Schloss in Thüringen residierte. Und genau darüber waren wir nun zufällig gestolpert. Sonntags wäre es uns lieber gewesen, denn nur dann ist das Café geöffnet und die Gemäldesammlung im ersten Stock zu besichtigen, wie uns der plötzlich auf der Empore auftauchende kleine Neffe Fabians erklärt. Letzterer sei, verkündet er weiter, im Übrigen gerade erst ausgezogen – nach Leipzig. Wie gut, dass Werner nicht mehr aktiv als Journalist arbeitet, sonst hätten die Zeitungen am nächsten Tag eine nette Schlagzeile. Schade, ich hätte die Gemäldegalerie gern gesehen, zumal manches Stück aus der Sendung wohl dort gelandet ist. (Am Sonntag kann man übrigens auch Antiquitäten im Schloss erwerben).
Fabian Kahl im Großportrait am Treppenaufgang des Schlosses
Burg Ranis, deren Zufahrt sich wirklich sehr versteckt, konnten wir nach zwei weiteren Fehlversuchen schließlich doch noch besichtigen. Zwar nur von außen, aber mit „Privatparkplatz“ hinter dem ersten Torhaus, denn Werner war kurzerhand die Auffahrt hoch und im Zentimeterabstand durch das Tor in die Vorburg gefahren. Auch hier – keine Menschenseele. Ohnehin hatten wir in Ostthüringen den Eindruck, dass selbst in den Fußgängerzonen der kleinen Städtchen die Menschen eher dünn vertreten waren. Zumindest im Gegensatz zu unseren Einheitsladenstraßen, an deren fast überall gleichen Geschäften sich die Massen vorbeischieben. Zwar fanden sich auch in Pößneck oder Saalfeld die Namen Roßmann, Deichmann und Co. Aber meist an kleinen Geschäften, die trotz Renovierung viel von ihrer Ursprünglichkeit behalten hatten.
Jena
Am nächsten Tag fuhren wir nach Jena. Als erstes besichtigten wir das mitten im Zentrum, nahe des Hauptmarktes gelegene Romantikerhaus. Ich wollte es unbedingt sehen, da ich letztes Jahr das beeindruckende Buch Fabelhafte Rebellen von Andrea Wulf[i] gelesen hatte und die Romantiker*innen außerdem bei den Philosophinnen eine bedeutende Rolle spielten. „Auf das Selbstdenken kommt alles an…“, lautete das berühmte Diktum der Salonière, Denkerin und Schriftstellerin Rahel Varnhagen. Sozusagen philosophisch „erfunden“ wurde das Selbstdenken in Jena, vor allem von Johann Gottlieb Fichte (Grundlagen der gesamten Wissenschaftslehre, 1794). Die Varnhagen war eine seiner frühesten Leserinnen und wie so viele andere Romantiker*innen begeistert von der Vorstellung, sich durch ein starkes Ich aus eigener Kraft aus Unmündigkeit und Unwissenheit zu befreien. Das Ich wurde zum Zentrum des Universums erklärt, da es um sich herum die Welt erschafft, unter anderem mittels Begriffen, Definitionen und naturwissenschaftlichen Beschreibungen der Welt.
Fichtes Wohnhaus (Nr. 1 rechts unten) auf dem damaligen Stadtplan; in Nr. 7 (Schloss) wohnte Goethe, wenn er per Pferd von Weimar zu Besuch kamMuseum Fichtes Wohnhaus 1806 (Quelle: Romantikerhaus Jena)
Vier Jahre zuvor war ich zum zweiten Mal in Jena auf einer Bildungsdienstreise gewesen. Eine beeindruckende Stadt auch im Winter (Thüringen hat mir immer schon sehr gefallen). Dass Weimar das Zentrum der Klassik war wissen viele. Mir entging allerdings bisher, dass Jena sich nicht nur für die Romantik, sondern auch für die Philosophiegeschichte viel bedeutender zeigte. So lebte der im Wissenskanon untrennbar mit Weimar verbundene Geheimrat Goethe zwar in dieser thüringischen Stadt, da er dort im Dienste des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar – so der damalige Name des Kleinstaates – stand. Aufgrund seiner Freundschaften mit Caroline Schlegel sowie August Wilhelm und Alexander von Humboldt und vor allem Friedrich Schiller war er jedoch öfter in Jena als zu Hause in Weimar anzutreffen. Andrea Wulf hat das in ihrem Buch Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich (2023) geschildert. Wulf beschreibt darin die kurze, nur knapp zehn Jahre währende Zeitspanne in Jenas Geschichte, in der um die 1790er Jahre eine kleine Gruppe von Denker*innen einen neuen geistigen Aufbruch wagte. Zu einer Zeit, da die meisten Staaten in Deutschland und Europa sich noch im eisernen Griff absolutistischer Herrscher befanden, stellten sie das Ich in den Mittelpunkt des Denkens, ihres Lebens und Handelns und entfachten damit eine Revolution des Geisteslebens in Europa. Denn, so Friedrich Schiller, „die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“. Fabelhafte Rebellen scheint mir zwar eine eher unpassende Bezeichnung für Goethe, Schiller, Fichte, Novalis, die Brüder Schlegel oder Alexander von Humboldt, aber sei’s drum. Wie ich schon im zweiten Band der Philosophinnen schilderte, standen die (zumeist jüdischen) Frauen mit ihren Salons im Zentrum der Romantik. In Jena war dies Caroline Schlegel, Frau und Mitarbeiterin von Wilhelm Schlegel und spätere Ehefrau und Mitarbeiterin des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling. Alleine ihre Shakespeare-Übersetzungen ins Deutsche sind bis heute Maßstab setzend. Ihre Mitarbeit am Werk ihres zweiten Mannes ist kaum zu überschätzen. Fabelhafte Rebellen ist ein wunderbar geschriebenes und gut zu lesendes Buch, das nicht nur die Bedeutung Jenas aufzeigt und den Fokus auf die gemeinsame Denk- und Schreibarbeit der Romantiker*innen legt, die die sogenannte Symphilosophie entwickelten. Auch wenn die Ausstellung im ehemaligen Fichteschen Wohnhaus nur einen kleinen Einblick in das Zusammenleben der Frühromantker verschafft, sollte man sich das Museum ansehen. Besonders wenn man (oder frau) vorher Wulfs Buch las. Nach dem Museumsbesuch und einer Kafeepause direkt am Marktplatz, wo wir uns einmal mehr über die „saftigen“ ostdeutschen Gastronomiepreise wunderten, spazierten wir anschließend noch zum direkt neben dem Theater gelegenen sogenannten Schillerschen „Gartenhaus“. Ein ziemlicher Dysphemismus, denn das Haus, in dem die Familie Schiller ab 1797 die Sommermonate verbrachte, entsprach eher einem gutbürgerlichenm Wohnhaus der damaligen Zeit, mit immerhin 2 Stockwerken und Raum für die vierköpfige Familie samt dreier Dienstboten.
Schillers „Gartenhaus“ (der Anbau mit Veranda rechts erfolgte nach seinem Tod)Schiller verdiente sehr gut – dennoch musste er für den Hauskauf einen Kredit aufnehmen
Damals lag es inmitten von Gärten, Feldern und Wiesen kurz vor den Toren Jenas, heute liegt es inmitten der Stadt. Schiller konnte beim Schreiben in den Garten blicken. Sowohl von seinem Arbeitszimmer im 2. Stock des Hauses, als auch von dem zusätzlichen in der eigens erbauten Zinne, einem winzigen einstöckigen Häuschen in der südwestlichen Gartenecke. Nach Schillers Tod völlig verfallen, ist es heute wieder aufgebaut. Auch der schön große Garten wurde nach dem Originalplan rekonstruiert. Er verfügt über eine Außenküche – also keineswegs eine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Hier ließ der Hausherr kochen, da er keine Küchengerüche im Haus mochte. Goethe beschwerte sich noch Jahre später, dass die Dunstschwaden aus dem gegenüber der „Zinne“ gelegenen Küchenhäuschen bis zu seinem geliebten Steintisch zogen, an dem beide oft diskutierten.
Original-Steintisch an dem Goethe und Schiller häufig saßenGartenküche (ließ sich durch die spiegelnde Scheibe nicht besser fotografieren)
Ob man will oder nicht – an Schiller und vor allem Goethe kommt man in Thüringen nicht vorbei. Einer von beiden war immer schon „damals“ irgendwo vor Ort gewesen. Nun sind die Leistungen Goethes als Kulturvermittler, Förderer wichtiger Persönlichkeiten wie beispielsweise der Philosophen Fichte und Schelling, diverser Naturwissenschaftler und vieler Kulturprojekte wirklich beeindruckend. Das „Universalgenie“ war für diese Art von „Networking“, wie das heute neudeutsch heißt, äußerst begabt. Kein Wunder, dass sich an alle möglichen und unmöglichen Stellen mit seiner ehemaligen Anwesenheit brüsten.
Manchmal auch mit dem Gegenteil…So besuchten wir auf der Heimreise kurz das vom gewaltigen Barockschloss Heidecksburg überragte 25.000-Einwohnerstädtchen Rudolstadt, wo Schiller und Goethe sich am 7. September 1789 erstmals trafen, in dem am östlichen Stadtende gelegenen Wohnaus der Familie von Lengefeld. Aus Zeitgründen besichtigten wir das Schloss im Wesentlichen nur von außen. Innen lediglich die fünf Prunkschlitten im Foyer, sowie die riesigen Gipsabgüsse der beiden Köpfe von Castor und Pollux (die 5,90 Meter hohen Originalstatuen stehen auf dem Dioskorenbrunnen der Piazza de Quirinale in Rom) am Museumseingang, für deren Anblick der Geheimrat 1817 einst extra angereist kam. Auf dem Rückweg marschierten wir die vielen mit Kieseln mosaikartig gestalteten Stufen zur Stadt hinunter. Unten am Weg hatte der Besitzer eines am Schlosshang gelegenen Hauses besonders originell sein wollen: „Hier war Goethe“ – stand an der Gartentür und winzig klein darunter: „nicht“. Wir hatten dieses Schild schon mehrmals woanders gesehen – beispielsweise in Hessen. Aber genau hier war es höchstwahrscheinlich völlig unangebracht. Zwar war Goethe wohl per Kutsche in den Schlossinnenhof vorgefahren. Aber der Weg an besagtem Hier-war-Goethe-nicht-Gebäude vorbei führt – direkt zum Schillerhaus derer von Lengefeld…
Unser kurzer Eindruck von der ehemaligen Residenz der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt lautete jedenfalls: Noch einmal wiederkommen und einen Tag Zeit mitbringen. Für die Porzellan- und Gemäldesammlung beispielsweise. Erst recht für die Dauer-Ausstelleung rococo en miniature. Die beiden Freunde Manfred Kiedorf (1936-2015) und Gerhard Bätz (1938) schufen in 50-jähriger, zu DDR-Zeiten im verborgenen betriebener Arbeit, die Phantasiewelten Schlösser der gepriesenen Insel. Überwältigend schöne Miniaturen im Maßstab 1:50. Eine Entsprechung des Miniatur Wunderland Hamburg im Rokokostil, bei der man sich spontan fragt, warum dessen Schöpfer, Gerrik und Frederik Braun, das DDR-Kleinod nicht aufkauften: „Zehn gewaltige Schlösser im Kleinformat, allseitig geöffnet für intime Einblicke ins galante Leben. (…) Dutzende Fabelbauwerke und Ruinen, Tausende Figuren, Könige und Kurtisanen, Monarchen und Mätressen, Höflinge, Hofnarren und Hofschranzen“, schrieb die Welt 2009 in einem Artikel[ii] darüber. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Thüringische Landesmuseum Heidecksburg die Anlage bereits seit zwei Jahren für 400.000 Euro erworben. Für „Apfel und Ei“ sozusagen, wenn man bedenkt, dass die Hamburger bis 2024 rund 45 Millionen € verbaut hatten.
Innenhof Schloss HeidecksburgPrunkschlitten-SammlungAusschnitt Rokkoko en miniature
[i] Andrea Wulf. Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich. (2023)
Drei Tage lang stand Gelsenkirchen im Zentrum nicht nur der Kulturberichterstattung der Weltpresse. Wie das? Die EM ist doch vorbei? Ja, aber mit drei Konzerten, noch dazu als Auftakt ihrer Deutschlandtournee, toppte der amerikanische Megastar Taylor Swift einfach alles. Ihre Fans kamen aus der ganzen Welt (in Deutschland sind die Tickets noch „preiswert“, in den USA werden dafür schon mal 1.000 $ verlangt), ließen mehr Geld hier als die EM-Besucher’innen – und sie hatten die bessere Laune. Wenn sogar die Deutsche Bahn besonders freundliche Ansagen für die Swifties macht, damit diese wissen, wie sie vom Gelsenkirchener Bahnhof weiterkommen zur Arena, dann ist allein das ein Ereignis. Und selbst die Stadtverwaltung zeigte sich von ihrer allerbesten Seite und taufte die Emschermetropole für drei Tage kurzerhand um in: Swiftkirchen… Es gab Swiftaufsteller, dazu auf dem Heinrich-König-Platz drei Tage lang Party in „Taylor Town“ mit einen DJ, der ihre Songs auflegte. Und natürlich wurde gebastelt – die Buchhandlung Kottmann bot nicht nur Taylor-Swift-Bücher an, sondern auch die Bastelsets für Freundschaftsarmbänder.
Hinter dem Hans-Sachs-(Rat)Haus entstand sogar eine opulente 3D-Malerei der beiden bekannten Streetart-Künstlerinnen Lydia und Vanessa Heitfeld.. Für die Fans – überwiegend weiße Mädchen und Frauen aus dem gehobenen Mittelstand (wer auch sonst hätte 220 € und mehr für ein Ticket bezahlen können) – war wichtig, dass sie ihre Freundschaftsarmbänder tauschen können. Das verbindet sie emotional untereinander. Überhaupt versteht es Taylor Swift auf der Emotionsskala ihrer Fans zu spielen. In jedem Konzert unterbricht sie an der gleichen Stelle, weil es „da vorne“ einer Person schlecht gehe und doch die Sanis mal vorbeischauen sollen. Oder sie schenkt einem kleinen Mädchen ihren Texashut – auch in jedem Konzert. Gekonnt ist eben gekonnt.
In den USA kannte praktisch kein Mensch Gelsenkirchen, als Taylor Swift ankündigte, ausgerechnet hier ihre Deutschlandtournee zu starten. Nun hat also die ärmste Stadt in Deutschland gezeigt, wie man eine Multimilliardärin und ihre zahlreichen Fans gebührend empfängt. Diese kostenlose Werbung weltweit ist unbezahlbar. GE empfiehlt sich so für weitere Großveranstaltungen. Auch Mick Jagger mit den Stones waren hier schon zu Gast, ACDC ebenfalls und demnächst Rammstein. An der Armut Gelsenkirchens wird dies aber kaum etwas ändern.
Gelsenkirchenfotos, aufgenommen während der Corona-Leere -2022 (c) WSch
Nachtrag 9. Juli 2024 – Die Le Monde und nochmal Pas-de-Calais
In der Le Monde liest der Politologe Frédéric Sawick der französischen Linke die Leviten. Ihren relativen Sieg verdanke sie dem Wunsch der Wähler, die extreme Rechte zu verhindern. Sie habe zwar noch Zuspruch in den Banlieues, in denen Mieter von Sozialwohnungen und Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund dominieren und bei den unter 35-Jährigen. Aber dies könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in der Arbeiterklasse und der unteren Mittelschicht nicht mehr verankert sei. Die Karte der RN-Wahlkreise ist da überdeutlich: Das Ressemblement National hat die Sozialistische Partei (PS) und die Kommunistische Partei Frankreichs (PCF) aus Nord- und Nordostfrankreich verdrängt. Pas-de-Calais ist dafür beispielhaft: 2012 hielt die Linke dort elf von zwölf Wahlkreisen; 2024 keinen einzigen mehr (zwei Wahlkreise sind macronistisch, zehn RN, von denen sechs Kandidaten im ersten Wahlgang gewählt wurden!)“ Wie zur Bestätigung dieses Artikels hat Macron nun die Rechten zur Großen Koalition aufgerufen…
4. – 8. Juli 2024 Wahl in Frankreich – Wetter, Natur und Kultur am Ärmelkanal
Wir sind noch mal für vier Übernachtungen an den Ärmelkanal gefahren. Glücklicherweise in einem Mobilheim mit Meerblick, sonst hätten wir bei diesem Mistwetter gleich wieder nach Hause fahren können. Niemand ist am Strand – bei Windstärke 8 abwechselnd mit Starkregen auch kein Wunder. Am Freitag schauten wir zusammen mit vielen Franzosen in der Sportbar das Deutschlandspiel gegen Spanien und nach dem Aus ernteten wir manchen wohlmeinenden Kommentar. Viele Franzosen hätten lieber Deutschland als Gegner im Halbfinale gesehen…
Eigentlich sollte an dem Wochenende ein großes Fest in Le Portel stattfinden. Wie so viele um diese Jahreszeit in ganz Frankreich: Zum einen beginnen die Ferien und zum anderen und zum anderen startet die Woche zu den Feierlichkeiten des 14. Juli, dem Nationalfeiertag. Aber fast wäre die Fete de la Flotille et du Patrimoine Portelois ganz dem Wettergott zum Opfer gefallen. Über die Hafenbauer von Boulogne sur Mer tobten noch am Samstag meterhohe Brecher und der Wind wehte uns fast um. Wenigstens am Sonntagnachmittag gab es eine kurzfristige Besserung und wir – konnten mit vielen anderen Menschen die Musik, die Darbietungen der örtlichen Vereine, die stolz ihr Patrimoine (Erbe) präsentierten und diverse kulinarische Genüsse genießen. So zeigte die Akademie Nationale de Cuisine ihr ganzes Können mit Produkten aus dem Meer. Sogar im Nachtisch gab es Salicorne (d.i. Queller oder Meeresspargel, der leicht pfeffrig schmeckt). Direkt nebenan liegt schließlich der größte Fischereihafen Frankreichs.
Die Region Pas-de-Calais ist die ärmste im Land. Nicht weit entfernt liegt die Stadt Reims. Der französische Soziologe Didier Eribon hatte sein Buch, in dem er sich mit dem Rechtsruck auf dem Lande – nicht nur seiner Eltern – beschäftigt Rückkehr nach Reims genannt.
Nicht weit entfernt ist auch die französische Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux aufgewachsen, die es vom Arbeiterkind zur Lehrerin geschafft hatte. Ihre gleichermaßen autobiografischen wie ethnosoziologischen Beschreibungen des Lebens auf dem Lande, des neuen Prekariats und der Klassenkonflikte sind erschütternd. Zu diesem Zeitpunkt hatte der deutsche Soziologenmainstream gerade entschieden, dass sich die Klassenfrage ein für alle allemal erledigt hätte. In Frankreich hingegen analysierten, ausgehend von Eribon und Ernaux, viele Intellektuelle wieder die ungleiche Macht- und Vermögensverteilung, als zu lösende zentrale Aufgabe jeder Demokratie und Ursache der großen Probleme im Lande. Sie beschäftigen sich mit den Menschen dieser und anderer ländlicher Regionen, die sich abgehängt und nicht ernst genommen fühlen von der globalisierten Pariser „Kulturelite“ und sie demonstrierten mit den Gelbwesten. In Deutschland waren und sind „unsere“ Intellektuellen schnell dabei diese als rechts zu verunglimpfen. Diese einfachen Menschen: Fischer, Arbeiterinnen und Handwerker und natürlich das Personal in der Gastronomie, im Handel und dem Hotelgewerbe sind immer noch stolz auf ihre regionale Kultur, was wir bei diesem Fest wieder miterleben konnten. Die Frauen trugen Tracht und die Männer sind stolz auf ihr Handwerk des Fischens. Auch wenn wir ihren Dialekt kaum verstehen sind sie bemüht uns alles zu erklären. Heute ist der 2. Wahltag und die Franzosen zeigen mit der höchsten Wahlbeteiligung seit über 40 Jahren wie wichtig diese ist. Der neoliberale Macron, natürlich ein Young Global Leader, also Schüler des Weltwirtschaftsforum, ist für diese Menschen das abschreckende Beispiel für die abgehobene Elite, weshalb sie ihn lieber gestern als heute loswerden wollten. Genau dafür war ja mal Melenchon angetreten – den Macronismus zu beenden. Was natürlich wieder nicht gelingt. Dank seiner Machtspielchen bleibt Macron an der Regierung und hat noch erfolgreich die Linke unter seine Kontrolle gebracht. Nach der Wahl will er wohl mit den Rechten eine große Koalition eingehen. Das verkündet uns zumindest am Abend das französische Fernsehen.
Brecher an der Mole von Boulogne sur Mer bei Windstärke 8, am Wahlsonntag 2024 (Handyfoto)
Im Pas-de-Calais trauten wir uns das Wahlergebnis vorauszusagen, schließlich kommen Werner und ich aus der ärmsten Stadt in Deutschland – mit den höchsten Ergebnissen für die AFD. In Frankreich ist das nicht anders: Laut der ersten Hochrechnung gegen 22 Uhr hatte Le Pen (also der RN) hat auch hier die meisten Stimmen erhalten. Passend titelte am nächsten Tag die Neue Zürcher Zeitung „Aufstieg der Ausgegrenzten“. Es wäre gut, wenn die Vielen die „gegen rechts“ demonstrieren, sich einmal mit den Hintergründen für dieses Wahlverhalten beschäftigten. Einen guten Einstieg böte die Literatur von Eribon und Ernaux.
01. – 15. Juni 2024 Gardasee: Lugana, Espressotassen und Sportwagen der Superklasse
Es ist einfach nur schön bei bestem Wetter mal wieder am Gardasee in unserem Lieblingscafé La Fenice zu sitzen: Jugendstil vom Feinsten, direkt am See, mit Blick auf Sirmione. Wir genießen La Capricciosa – das sind drei Törtchen mit einem Espresso, einfach nur klasse. Schräg gegenüber können wir ein paar Flaschen meines Lieblingsweines erstehen – wir sind nämlich in San Benedetto di Lugana. Und nach diesem kleinen Stadtteil von Peschiera ist der Luganawein benannt. Wir waren auch wieder bei der Tochter des verstorbenen Künstlers Pino Castagna und haben drei Espressotassen – die signierten Originalmodelle (!) – für ein befreundetes Ehepaar erstanden und für uns ein paar blaue Dessertteller. Passend zu unserem neu in blau gestylten Balkon. (Man gönnt sich ja sonst nichts). Am Montag besuchten wir in Peschiera del Garda den Markt, um eine Bluse für meine Mutter zu kaufen. Anschließend bummelten wir durch das Örtchen, auf der Suche nach einem netten Lokal für den notwendigen Aperol. Direkt am Hafen in einem kleinen Park vor dem Museum standen vier derartig auffallende Sportwagen, dass wir stehen blieben. So etwas hatten wir noch nie gesehen: futuristisch designte High-Speed-Boliden der Firma Königsegg. Kein Wunder – sind diese Autos doch weit entfernt von so schlichten Sportautos wie Porsche, Lamborghini oder Ferrari, die man ja auch in Gelsenkirchen gelegentlich erblickt. Passend dazu auch die Besitzer, etwa derjenige des Wagens mit einem Kennzeichen aus Dubai. Wir haben noch nie erlebt, dass jemand so deutlichg sichtbar durch den „Pöpel“ einfach hindurchsehen konnte…
Natürlich versuchten wir zu schätzen, was diese Fahrzeuge wohl kosten würden. Schließlich möchte man ja doch wissen, was mit den vielen hinterzogenen Steuermilliarden und Aktiengewinnen (etwa bei Rheinmetall) so alles angestellt wird. Wir schätzten die Fahrzeuge auf eine halbe bis ganze Million pro Stück – und lagen ziemlich daneben: Sie lagen alle bei knapp unter drei Millionen €. Es handelt sich um Einzelanfertigungen in Kleinstserien, mit teils über 1000 PS. Luxus, dessen publikumswirksame Zurschaustellung man getrost als obszön empfinden durfte. Dagegen wirkte ein hinter dem schwarzen Königsegg (1. Foto unten) geparktes Mercedes-Sportcoupe schon fast wie ein Dienstbotenauto…
Einder drei knapp 1 Million teuren Supersportwagen der Fa. Königsegg
Bolide Nr. 2 der Firma Königsegg in Peschiera del Garda 2024, Nummernschild aus Dubai
26. Mai 2024, Mainz: Emilie in neun Szenen und das Licht von Chagall
Am 11.5.2024 hatte Emilie, Kaija Saariahos dritte Oper, Deutschlandpremiere am Staatstheater in Mainz. Eine für ihre Zeit bemerkenswert emanzipierte Frau steht im Zentrum von Saariahos Monodrama neun Szenen, das sie 2010 komponierte. Es ging dabei um Emilie du Châtelet, eine französische Mathematikerin, Physikerin und Philosophin zur Zeit der Aufklärung – und um Licht, diesmal als Metapher. Denn der Gebrauch der Vernunft sollte den Menschen frei machen und ein Licht gegen das Dunkel der Fremdbestimmung durch Klerus, Adel und jedwede Herrschaft über den Menschen setzen. Emilie ist mit 42 Jahren noch einmal schwanger und ahnt, dass sie die Geburt des Kindes nicht überleben wird. Tag und Nacht arbeitet sie deshalb daran, ihr wichtigstes Werk noch zu vollenden: die Übersetzung und Kommentierung von Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica. Dabei schweift sie immer wieder in Gedanken ab, blickt zurück auf vergangene Liebesbeziehungen, sinniert über physikalische Probleme, wendet sich an ihr ungeborenes Kind, philosophiert über die Liebe und das Glück… Die finnische Komponistin Kaija Saariaho zeichnet ein intimes und lebendiges Portrait, das die unterschiedlichen und teils exzessiven Facetten von Emilies Charakter offenbart: ihre Leidenschaft für verschiedene Männer, darunter auch Voltaire, und vor allem für die Wissenschaft. Mit ihrer feinsinnigen Musiksprache folgt Saariaho der Protagonistin durch eine schlaflose Nacht, haucht ihr über die Rhythmen des Orchesters Atem ein und lässt durch die besondere Klangfarbe eines Cembalos Emilies Epoche wiederaufleben. Zeittypisch klangstark und trotzdem meditativ, mit vielen hell klingenden Schlaginstrumente, Xylophon und Glocken unterstreichen die vier Protagonistinnen (drei Sängerinnen und eine Sprecherin) ihre Denk- und Gefühlswelten. Auch Emilie spricht in ihrem Werk immer wieder über das Feuer, das Licht und unsere Wahrnehmung von Farben. Es ist sehr tragisch, dass Saariaho diese Deutschlandpremiere nicht mehr erleben konnte. Sie erlag am 2. Juni 2023 einem Gehirntumor. Vor der Aufführung war ich noch im Stephansdom in Mainz und hatte das besondere Erlebnis die riesigen Glasfenster, überwiegend in Blautönen gestaltet, von Marc Chagall zu bestaunen. Im Alter von 95 Jahren hatte der Maler diese Arbeiten noch skizziert und eine „Vorhalle des Lichts“ gestaltet. Figurenlose Darstellungen, die an Blätter erinnern, an den Himmel, an Wasser in starkem Kontrast zu den biblischen Botschaften hinter der Kanzel.
Mai 2024 – Komponistinnen in Essen und Mainz
I
Im letzten Jahr hatte ich schon mal zum Thema Komponistinnen geschrieben, u.a. über das erste Sinfoniekonzert in GE, mit Werken ausschließlich von Komponistinnen. Es scheint, endlich sind ihre Werke ein Thema. Nach den Philosophinnen und den Malerinnen werden auch sie wiederentdeckt. Der WDR 3 gestaltet ganze Reihen, widmete Ihnen am 8. März 2024, dem Frauentag, sein halbes Programm und sie sind selbstverständlicher Bestandteil des Klassikprogramms geworden. Und immer häufiger werden ihre Werke auch in den deutschen Konzertsälen aufgeführt. So zuletzt in der Philharmonie Essen, die erstmalig unter dem Motto „HER: VOICE“ im Mai 2024 ein dreitägiges Symposium mit Vorträgen über und Konzerten von Komponistinnen veranstaltete. Sie werden nun jährlich eine solche Veranstaltung durchführen. Ich war natürlich dabei und habe die erste Faustoper überhaupt gesehen, komponiert noch zu Goethes Lebzeiten von Louise Bertin. 1833 sollte die Uraufführung dieser opera semiseria, also der halbernsten Oper in vier Akten, stattfinden. Den Fausto hatte sie als Hosenrolle für einen Mezzosopran angelegt. Aufgrund vielfältiger Unstimmigkeiten wurde die Uraufführung um ein Jahr verschoben, hatte dann aber großen Erfolg. Die Zeitung La Tribune de départments schrieb, das Publikum applaudierte enthusiastisch und das in einem Theater, in dem Mozart aufgeführt wurde. Rossini und Meyerbeer bescheinigten dem Werk Originalität in Klangfarbe und Melodie sowie bemerkenswerte dramatische Kraft. Trotzdem wurde die Oper nur dreimal aufgeführt – denn dann endete die Spielzeit. Bis vor kurzem galt der Klavierauszug als verschollen. Bis dieses historische Material in der Pariser Nationalbibliothek wiederentdeckt und eine Neuedition erstellt wurde. Eine erste konzertante Fassung wurde 2023 in Paris aufgeführt. Erst knapp 200 Jahre nach der ersten Vorstellung 1831 erlebt Bertins Fausto eine beeindruckende Wiederentdeckung am Aalto Musiktheater in Essen.
II
Erlebt habe ich auch ein Sinfoniekonzert mit der Pianistin Lera Auerbach, die ihr 2015 entstandenes Klavierkonzert selbst einspielte. Die Komponistin, Pianistin, Dichterin und Malerin beschreibt sich auf ihrer Website als „moderne Renaissancekünstlerin“. Im Gesprächskonzert am Nachmittag des 10.5. erklärte die Universalkünstlerin auf die Frage, ob sie sich eher als spielende Komponistin oder als komponierende Pianistin sehen würde: Sie sei Dirigentin. Aber es kämpften stets viele verschiedene Identitäten in ihr. Die Musik, so erzählte sie dem Publikum, habe sie ausgewählt. Die Musik habe sie gefunden. Das Konzert für Klavier und Orchester (2015), das sie an diesem Abend zum zweiten Mal in Essen spielen würde, sei immer noch Work in Progress. Die erste Idee dazu hatte sie mit 14 Jahren – Anlass war ein Traum. Seither hat sie das Stück immer wieder neu bearbeitet und revidiert. Es ist eher tragische Musik, geht es doch um die großen Probleme in dieser Welt, Krieg und Frieden.
Mit dem Thema Komponistinnen beschäftige ich mich weiterhin. Was es dabei sonst noch zu entdecken gibt könnt ihr im November erleben, wenn wir am 1.11. (Vernissage) und 24.11. (Finissage) einladen. Es gibt eine Ausstellung mit Bildern von Malerinnen die Philosophinnen porträtiert haben, Musik von Komponistinnen wie Mel Bonis, Louise Farrenc, Lily Boulanger u.a. – live gespielt von Cathrin Gronenberg und ihrer neuen Combo, verbunden mit Kurzvorträgen von mir.
Foto WSch: Man muss viel stricken, um zu verschleiern…
21.3.2024 Skulpturenpark Waldfrieden – was ist skulpturales Denken?
Heute waren wir mit Freunden wieder einmal in der Tony Cragg Foundation Waldfrieden. Es ist immer wieder ein unglaublich beeindruckender Ort. Tony Cragg ist Bildhauer, lebt in Wuppertal und hat dort diesen unglaublichen Skulpturenpark mitten im Wald geschaffen. Es finden dort Ausstellungen statt – meistens von anderen Bildhauern. Manchmal auch Konzerte, Lesungen – sogar ein Philosophischer Spaziergang wird angeboten. Was haben die ausgestellten Werke mit Philosophie zu tun? Eine Menge. In einem kleinen Katalog hat Cragg selber beschrieben was für ihn skulpturales Denken bedeutet und das er dieses gerne auf andere Lebensbereiche übertragen möchte. Wenn ich eine Skulptur – insbesondere seine aber auch die meisten anderen nur von einer Seite sehe – habe ich einen nur einseitigen Eindruck, der sich völlig verändern kann, wenn ich die Skulptur von einer anderen Seite betrachte oder in sie hineingehen kann. Dazu kommen weitere Facetten: das Licht, sind im Wald Blätter an den Bäumen oder noch nicht. Die Bäume wirken dann wie eine Unterstreichung der skulpturalen Formensprache. Liegt Schnee auf der Skulptur oder Teilen davon, usw.
In diesem Sinne wäre also skulpturales Denken eine Erweiterung der bisherigen oftmals sehr einseitigen Wahrnehmungen und den vielen Einschränkungen im eingeschränkt rationalen Denken. Ich kann mir vorstellen, dass es viele weitere Arten des Denkens gibt, auch abhängig von Berufen und Tätigkeiten. Bei diesem spannenden Thema werde ich dranbleiben.
22.3.2024 „Covid-19 und die Laborthese: Was schulden die USA der Welt nach der Pandemie?
Werner und ich gehörten mit zu den zu den Ersten, die auf die Laborthese aufmerksam machten, weil wir sehr früh einen entsprechenden, sehr langen wissenschaftlichen Aufsatz in der Nature vom November 2015 gelesen hatten. (Werner hatte schon 1988 zum Thema Gaine-of-Function-Forschung – beschönigend für die Umgehung der seit 1972 verbotenen Biowaffenforschung – recherchiert und publiziert). Inzwischen kann man nicht mehr leugnen, dass mehr Indizien für diese These sprechen als dagegen, wie Jeffrey Sachs zusammengefasst hat…
Rechercheure stärken Laborthese. Forderungen nach Untersuchung im Kongress und globalen Maßnahme. US-Regierung unter Druck. Einige Fakten zur Debatte.
„Die US-Regierung hat ein Programm einer gefährlichen Labor-Forschung finanziert und unterstützt, das möglicherweise zur Entstehung und versehentlichen Freisetzung von Sars-CoV-2 führte, dem Virus, das die Covid-19-Pandemie verursacht hat. Nach dem Ausbruch der Pandemie haben Vertreter der US-Regierung die Unwahrheit gesagt, um ihre mögliche Rolle zu vertuschen. Die US-Regierung sollte die Lügen korrigieren, die Fakten offenlegen und dem Rest der Welt gegebenenfalls Wiedergutmachung leisten. Eine Gruppe engagierter Wahrheitssucher – Journalisten, Wissenschaftler, Whistleblower – hat eine große Menge an Informationen zusammengetragen, die auf einen wahrscheinlichen Ursprung von Sars-CoV-2 im Labor hindeuten. Am wichtigsten war die unerschrockene Arbeit von Mitarbeitern der US-Website The Intercept und US Right to Know, insbesondere deren investigativen Reporterin Emily Kopp. Auf der Grundlage dieser Ermittlungsarbeit führt der von den Republikanern geführte Ausschuss für Aufsicht und Rechenschaftspflicht des Repräsentantenhauses nun eine wichtige Untersuchung in einem Sonderausschuss zur Coronavirus-Pandemie durch. Im Senat war der republikanische Senator Rand Paul die führende Stimme für Transparenz, Ehrlichkeit und Vernunft bei der Untersuchung des Ursprungs von Sars-Cov-2. Die Beweise für einen möglichen Labor-Ursprung des Corona-Virus drehen sich um ein mehrjähriges von den Vereinigten Staaten durchgeführtes Forschungsprogramm, an dem US-amerikanische und chinesische Wissenschaftler beteiligt waren. Die Forschung wurde von US-Wissenschaftlern konzipiert, hauptsächlich von den National Institutes of Health (NIH) und dem Verteidigungsministerium finanziert und von einer US-Organisation, der EcoHealth Alliance (EHA), verwaltet, wobei ein Großteil der Arbeit am Wuhan Institute of Virology (WIV) in China durchgeführt worden ist.“
Hier geht es weiter zum Link, mit allen Fakten, die bis heute bekannt geworden sind:
18.3./25.3.2024 Rechte haben und Recht bekommen: Corona(lockdown) – vier Jahre später
Nein, es macht keinen Spaß in so ziemlich allen Punkten recht behalten zu haben und dafür als „rechte“ Verschwörungsschwurblerin diffamiert und ausgegrenzt worden zu sein. Aber so langsam – und fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem ersten Lockdown – wird auch diese Coronageschichte als Fake entlarvt: Es gab keine wissenschaftlichen Begründungen für die Lockdowns. Das Magazin Multipolar – natürlich nicht unsere Lei(t)d- resp. Mainstreammedien (MM) – hat die entsprechenden Protokolle des RKI freigeklagt. Wenn auch mit vielen Schwärzungen versehen, die weiter freigeklagt werden. Und so langsam können auch die MM davor nicht mehr die Augen verschließen. Selbst der Zero-Covid-Erstunterzeichner Georg Restle, einer der absoluten Hardliner gegen alle „Coronaleugner“ – genauer: Vertreterinnen anderen Meinungen als die der Herren Drosten, Wiele, Fauci & Co fordert nun vehement die Mainstreammedien (MM) dazu au,f sich endlich selbstkritisch mit dieser Thematik zu beschäftigen. Noch besser wäre es gewesen, er hätte sich erst einmal bei uns endschuldigt… Diese von dem Journalisten Paul Schreyer für Multipolar freigeklagten RKI-Protokolle aus der Corona-Zeit schlagen immer höhere Wellen. Nach den Nachdenkseiten und dem Nordkurier berichtete nun auch das ZDF und spricht von „brisanten Corona-Protokollen des RKI“ und möglicher „politischer Sprengkraft“. Einen Tag später änderte das ZDF einiges an den bereits eingestellten Texten der Sendung – ohne dies zu kennzeichnen. Und natürlich wird Paul Schreyer genauso wie Multipolar nun „rechts“ gebrandmarkt. Der genauere Blick in die Dokumente zeigt, dass es weitere Belege dafür gibt, dass viele Erkenntnisse und Einschätzungen von Experten des Robert Koch-Instituts der Öffentlichkeit seitens der Politik verschwiegen wurden. Oder sogar das Gegenteil als „wissenschaftlicher Konsens“ medial verbreitet wurde, wie bei den Masken, Tests, der Übersterblichkeit etc. Und natürlich beim Thema möglicher Spätfolgen nach einer Corona-Impfung – es war ja „nur ein Piks“, wie die Werbekampagne der Impf-Geschäftemacher damals lautete… Wofür sind wir damals noch auf die Straße gegangen? Ach, ja u.a. gegen die grundlose Aussetzung einiger Grundgesetzartikel, für mehr Transparenz und wissenschaftliche Vielfalt. Und dafür wurden wir als „Rechte“ beschimpft… https://www.nachdenkseiten.de/?p=112937#h01 https://www.telepolis.de/features/Corona-Akten-des-RKI-Institut-wehrt-sich-gegen-Vorwuerfe-Leitmedien-aendern-Texte-9667056.html RKI-Files – Hoffnungsschimmer und Wagenburgmentalität bei den Medien. https://www.nachdenkseiten.de/?p=113020 https://www.infosperber.ch/gesundheit/public-health/geheimniskraemerei-beim-robert-koch-institut/
Neben der Aussetzung einiger Grundrechte für alle Menschen in diesen Zeiten und insbesondere für Ungeimpfte sowie deren zusätzliche Verunglimpfung („diese können ja leider nicht nach Madagaskar ausgesiedelt werden“, so der nicht unbekannte Soziologieprofessor Bude).. Dazu empfehle ich diesen noch immer unbeantworteten Brief von Oliver Hirsch:
Deutsches Institut für Menschenrechte (DIMR) – Messen mit zweierlei Maß?
Der Professor für Wirtschaftspsychologie Oliver Hirsch hatte dem DIMR mehrfach Fragen zur Position zur Corona-Politik zugestellt. Weil diese Fragen bis heute unbeantwortet geblieben sind, sollen sie hier veröffentlicht werden. https://www.nachdenkseiten.de/?p=113013
Liebe Freundinnen und Freunde der LW: Wie Ihr schon gemerkt habt, sind auf dieser Seite keine regelmäßigen Termine mehr vorhanden. Das hat seinen Grund. Im Februar haben wir in der LW beschlossen, dass sie ab sofort regelmäßig reihum bei einigen Beteiligten stattfindet. Die nächste ist am 08.03.2024 um 18 Uhr 30 in Hattingen! Adresse auf Anfrage… (am besten per Mail).
Ansonsten wünschen wir allen schöne Osterfeiertage!
14.2.2024 Einladung zum Internationalen Frauentag 2024 oder Frauen schreiben Geschichte!
„Sehr geehrte Frau Rullmann,
mit Ihnen gemeinsam möchten wir uns am diesjährigen Internationalen Frauentag auf eine historische Entdeckungsreise begeben.
In ganz NRW entstehen FrauenOrte, die auf Frauen aufmerksam machen, die wegweisende Leistungen erbracht haben. Drei dieser FrauenOrte sind in Gelsenkirchen zu finden. Gewidmet sind diese Helene Badziong, Elisabeth Hennig und Elisabeth Nettebeck.
Lassen Sie uns zusammen erfahren, was diese drei Frauen geleistet haben und wie sie Gelsenkirchen geprägt haben. Mit Sicherheit können wir dabei aus der Vergangenheit lernen und Inspiration für künftige Aufgaben und Herausforderungen gewinnen.“
Und hier meine Antwort:
„Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Welge, sehr geehrte Gleichstellungsstelle, (ein Name zum Ansprechen wäre auch schön gewesen…),
vielen Dank für die Einladung zum Frauentag, die ich aus zwei Gründen nicht annehmen werde – zum einen habe ich an diesem Tag eine andere Veranstaltung. Zum anderen ärgert mich, dass diese Einladung die sehr lange Vorgeschichte von Frauenorten in Gelsenkirchen komplett missachtet und damit die Arbeit sehr vieler Frauen wieder unsichtbar macht. Wie können sie behaupten, dass jetzt erst Frauenorte in GE entdeckt werden und frisch, fromm und fröhlich darüber am 8.3.2024 berichten was diese drei Frauen in GE geleistet haben? Das haben wir, s. Anhang, bereits von 25 Jahren in diesem Buch getan und vorher mit zahlreichen Stadtrundgängen auf Frauenspuren die Grundlagen dafür gelegt.
Gelsenkirchener Stadtgeschichte aus Frauensicht begann also bereits vor etwa 30 Jahren mit den entsprechenden Stadtrundgängen an der VHS. Da ist es wirklich kaum zu ertragen, dass Sie damit jetzt neu beginnen wollen, statt sich erst einmal kundig zu machen, was es bereits gibt. Leider ist das Buch nicht mehr lieferbar. Da wäre es doch eine schöne Idee, es wieder neu auf den Markt zu bringen???“
16.2.2024 Zwischen den Medienwelten
Das Gespenst der Alternativmedien geht um in Deutschland und der mediale Mainstream fürchtet sich inzwischen vor ihnen. Totschweigen hatte nichts geholfen, deshalb wird nun verteufelt. Und so, wie alles (staats)kritische – nicht nur aber ganz besonders von unseren „tollen“ Grünen – als „rechts“ diffamiert wird, rücken unter anderem die Mainstreammedien sämtliche alternativen Informationsquellen in die Schmuddelecke „Fake News“ und „Desinformation“. Diese Abqualifizierung ist Programm, findet Walter van Rossum, der lange für öffentlich-rechtliche und private Medien arbeitete, den Mainstream also gut kennt. Seit einigen Jahren ist er alternativ unterwegs. Jetzt hat er ein Buch über die Alternativmedien geschrieben. Sehr lesenswert! https://www.manova.news/artikel/zwischen-den-medienwelten van Rossum, Walter. Alternativen in Medien und Recht,2023, ISBN: 9783948576066, 20 €
17.2. Was ist feministische Außenpolitik?
Manche Dinge benötigen einfach Zeit: so ging es mir lange schlecht mit der sogenannten feministischen Außenpolitik von Annalena. Bin ich doch überzeugte Anhängerin der „alten“ Friedenspolitik: Frieden schaffen ohne Waffen – sondern mit Diplomatie. Wie es ja noch kurz vor der Wahl bei den Grünen als selbstverständlich deklariert wurde: keine Waffen in Kriegsgebiete liefern! Das sieht heute ganz anders aus. Die schlimmste Kriegspropaganda wird derzeit von B90/Die Grünen betrieben. Aber viele Dinge haben bekanntlich zwei Seiten. Und diese zweite Sichtweise hat mir gestern der Kabarettist Christoph Sieber eröffnet, mit seiner Erklärung der „feministische Außenpolitik“. Sinngemäß: Annalena sorge für deutsche Waffenlieferungen an alle Staaten, die sie gerne von uns haben möchten. Damit brächten sich die Männer dann gegenseitig um…
Das hat mich als alte Patriarchatskritikerin sofort überzeugt. Feministischer geht es doch wohl nicht mehr…
20.2.2024 Achtung Fake: The Great Reset und WEF existieren gar nicht!
Sorry, alles was ihr auch von mir über den Great Reset gehört und gelesen habt in den letzten drei Jahren, z.B. die Rezension über das Buch gleichen Namens (dt. Der Große Umbruch) von Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtschaftsforums, bitte sofort wieder vergessen! Das gibt es alles nicht – auch nicht das WEF in Davos. Auf diesen Seiten treibe ich mich ja gelegentlich herum – es gibt dort nette kurze Filme, die uns erklären, wie die Welt demnächst aussehen soll. Aber wie gesagt – alles ein Fake, wenn auch sehr gut gemacht. Woher ich diese neue Weisheit habe? Die WAZ, wie unisono auch alle anderen LEIDmedien, berichtete am 20.2. über eine Think-Tank-Analyse anhand einer Rede von Hans-Georg Maaßen. In dieser fielen Begriffe wie „transformierte Gesellschaft“, „ein Begriff aus der rechten Verschwörungsideologie des Great Reset“. Das Ganze steht in Zusammenhang mit den Bauernprotesten, die natürlich ebenfalls rechts unterwandert sind. Daher möchte ich euch dringend warnen so etwas noch weiter von mir oder anderen zu lesen oder anzuhören – ihr wisst schon. Kontaktschuld und so… Ich denke aber, dass die www.weforum.org demnächst über das neue EU-Gesetz gegen Desinformation gemaßregelt werden wird. Anders kann es ja gar nicht sein… WAZ v. 20.2.2024, von Florian Görres: Gekaperte Bauernproteste. Eine Think-Tank-Analyse legt enge Verbindungen zwischen zwei Verbänden und extrem rechten Akteuren nahe. P.S. Ob es da wohl ein Zufall ist, dass der Think-Tank, der dies herausgefunden hat u.a. von Melinda und Bill gesponsert wird?? https://www.isdglobal.org/partnerships-and-funders Aber das ist sicher auch nur wieder eine Verschwörungstheorie aus „der rechten Verschwörungsideologie des Great Reset“. Hauptsache, unser Mainstream informiert uns immer brav „unabhängig, überparteilich“ und „objektiv“, wie es Jahre lang unter dem Zeitungslogo der heute SPD-eigenen Frankfurter Rundschau zu lesen stand. Irgendwann wurde dann stillschweigend auf dieses Selbstlob verzichtet. Wie sagt doch der Volksmund so schön? „Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“… Quelle Weltwirtschaftsforum: https://www.weforum.org/agenda/2016/11/shopping-i-can-t-really-remember-what-that-is/. Klaus Schwab/Thierry Malleret. Covid 19: Der große Umbruch. Köln/ 2020.
24.2.2024 Meisterwerke des Expressionismus im Picasso-Museum, Münster
„Sehr geehrte Frau Hagemann, sehr geehrte Frau Hahn,
mit großem Interesse habe ich heute den Flyer zu oben genannter Ausstellung gelesen und mich schon auf die Ausstellung gefreut. Doch leider hat mich der Flyer so entmutigt und gefrustet, dass ich diesen Frust erst einmal los werden muss: Sie haben darin zwar in schönster Gendermanie die Maler:innen und Künstler:innen erwähnt. Allerdings wird nicht eine Frau beim Namen genannt! Soll das allen Ernstes bedeuten, sie kuratieren (wie es ja neuerdings immer gerne heißt) im 21. Jhd. eine Ausstellung über Expressionismus und Die Brücke, ohne Gabriele Münter und Marianne von Werefkin auch nur zu erwähnen? Und wozu soll dann bitte das gendern gut sein? Sind die Künstlerinnen da wieder mitgemeint – oder wie?“
Inzwischen hat mir die Kuratorin geantwortet: Es sei eine Privatsammlung, die ausgestellt wird. In dieser wären tatsächlich keine expressionistischen Malerinnen vertreten, weshalb auch keine ausgestellt werden könnten. Nur: warum wird dann im Flyertext so eifrig gegendert? Vielleicht, weil es dabei längst nicht mehr um den Inhalt geht, sondern eine automatisierte Modeerscheinung daraus geworden ist…?
Bauerndemo Januar 20245 in Recklinghausen (Foto: WSch)
Kulturblog Januar 2024
15.1.2024 Bauernaufstände früher und heute –Thomas Müntzers gerechte Gesellschaft
Am 8.1. 2024 haben Werner und ich in Recklinghausen die erste beeindruckende Demonstration der Bauern auf ihren riesigen – es waren mindestens 400 – Traktoren bestaunt und ihnen zustimmend zu gewunken. Genau eine Woche später waren wir in Stolberg, einer kleinen wunderschönen komplett erhaltenen Fachwerkstatt in Sachsen-Anhalt. Bekannt war sie Werner dank ihrer langen Münztradition, wir besichtigten also die in Europa einzige erhaltene Münzprägerei und erstanden die aktuell geprägte Medaille von Thomas Müntzer. Zwei Denkmäler erinnern an den in Stolberg geborenen und seinen gescheiterten Bauernaufstand vor genau 500 Jahren. Sehr spannend ist die Beschreibung zu den beiden Denkmälern. Der Stolberger Denkmalzettel vermerkt dazu: “Das ältere von 1953 am Stadteingang zeigt ihn als selbstbewussten Visionär und revolutionären Bauernführer wie ihn die DDR-Ideologie als Kämpfer für eine gerechte Gesellschaftsordnung mit vielen Namensgebungen vergegenwärtigte.“ Zu seinem 500. Geburtstag wurde 1989 ein neues Denkmal eingeweiht, das nun allein auf den religiösen Kontext anspielt, das neue Menschenbild des Thomas Müntzer, der seinen Gott nicht mehr fürchtete. Bei dieser Kontrastierung und der ideologischen Ausrichtung des Zettels wundert mich dann nicht mehr, dass 500 Jahre später die aktuellen Bauernaufstände zum einen wieder notwendig sind und zum anderen von vielen nicht verstanden werden.
18.1.2024 Urlaub in Sachsen-Anhalt oder die zwei Seiten der östlichen Bundesländer
22.1.2024 Vom Ende der Meinungsfreiheit – Desinformationen in Davos
Das Weltwirtschaftsforum 2024 in Davos war in der letzten Woche in allen Medien und ist jetzt schon fast wieder vergessen. Dabei sollte man sich an ein paar Auftritte besser erinnern, beispielsweise als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre Pläne zur Bekämpfung von „Desinformationen“ vorstellte oder über „Maßnahmen“ für die „Krankheit X“ gesprochen wird:
„Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren, lieber Klaus,
die Lektüre des jährlichen Weltrisikoberichts ist gleichzeitig verblüffend und ernüchternd. Nicht Konflikte oder Klimafragen werden die größte Herausforderung für die Weltwirtschaft in den nächsten beiden Jahren sein. Sondern Desinformation und Falschinformation, dicht gefolgt von einer Polarisierung innerhalb unserer Gesellschaften. Das sind ernst zu nehmende Risiken, denn sie schränken unsere Fähigkeiten ein, den großen globalen Herausforderungen zu begegnen, mit denen wir konfrontiert sind: Veränderungen unseres Klimas wie auch unseres geopolitischen Klimas. Demografische und technologische Umbrüche. Zunehmende regionale Konflikte und verstärkter geopolitischer Wettbewerb und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Lieferketten. Die ernüchternde Wahrheit ist, dass die einzelnen Länder wieder stärker in Konkurrenz zueinander stehen als in den zurückliegenden Jahrzehnten. Und dadurch wird das Motto des diesjährigen Treffens in Davos umso relevanter“. Passenderweise wird am 17.2.2024 ein Gesetz in Kraft treten, was genau diese „Des-“ und Missinformationen im www verhindern wird. Allerdings auch jede Meinungsvielfalt und Freiheit derselben. Grundgesetz Art. 5? Wenn am 17. Februar der Digital Services Act der EU in Deutschland in vollem Umfang in Kraft tritt, wird aus dem Grundrecht auf freie Äußerung aller nicht rechtswidrigen Meinungen das Recht, Meinungen zu äußern, die eine Überwachungsbürokratie mit Zentrale in Brüssel nicht als schädlich betrachtet. Und da haben wir Angst vor der AFD? https://www.achgut.com/artikel/desinformationen_in_davos https://norberthaering.de/propaganda-zensur/dsa/
22.1.2024 Berthe Morisot, Monet und eine dankenswerte Erfindung für Selfietouristen
„Die weltweiten Sehenswürdigkeiten sind kaum noch sinnlich erfahrbar, weil die Atmosphäre an diesen Orten von Selfie-Touristen zerstört wird — ein KI-Künstler verschafft Abhilfe mit einer Deep-Fake-App. Eine Satire.“ Diese Satire lese ich heute morgen und erinnere mich sofort an meine schlimmste Erfahrung mit dieser Art Tourismus und dem Selfiewahn. Vor fünf Jahren war ich in Paris und zwar auf „Museumstour“, weil ich die 1. Ausstellung der impressionistischen Malerin Berthe Morisot sehen wollte. Es war schwierig ihre Bilder zu betrachten, weil ständig Menschen davor posierten um sich abzulichten. Das Wort Fotografie dafür zu verwenden widerstrebt mir dann doch. Natürlich war ich danach in der Dauerausstellung mit Monets grandiosen Seerosenbildern. Und hier wurde es gruselig. Es war unmöglich sich irgendeines der riesigen Bilder anzusehen ohne dass gleich mehrere Selfieproduzenten davorstanden. Die Magie, die diese großformatigen Bilder vor allem in dieser Anordnung eigentlich entfalten – keine Chance dies zu erleben. Ich habe mich zu einigen bösen Kommentaren hinreißen lassen. Fehlanzeige – die SelfiemacherInnen sind für alles andere zu beschäftigt und ausserdem nicht unbedingt der deutschen oder englischen Sprache mächtig. Daher bin ich begeistert von dieser Deep-Fake-App und wünsche ihr größtmögliche Verbreitung. Übrigens sind Werner und ich bereits im Besitz eines solchen Fake-3D-Fotos aus Venedig – gemacht im Miniaturwunderland Hamburg… https://www.manova.news/artikel/zu-hause-die-welt-bereisen
30.1.2024 Von fiktiven Otherland-Romanen in die Realität: Neuralink ist in der Welt
Es gibt Bücher, die man nie vergisst – so prägend sind sie. Dazu gehört für Werner und mich die Tetralogie „Otherland“ (1996-2001) von Bestsellerautor Tad Williams, dem »Master of Fantasy«, wie ihn einige nennen. Diese Cyberspace-Saga ist zugleich Fantasy, Science-Fiction, Thriller, virtuelles Wunderland und hochpolitisch. Denn Otherland ist ein virtueller Raum, der von den reichsten und skrupellosesten Männern der Erde regiert wird: Der Gralsbruderschaft. Zugleich ein Ort der kühnsten Phantasien und der schlimmsten Albträume. Die Gralsbruderschaft hat mit enormen Geldmitteln das Simulationsnetzwerk »Otherland« entwickelt. Es ist mehr als nur die Spielwiese einiger Exzentriker: Von langer Hand vorbereitet soll es das gigantische Kontrollsystem werden, das die gesamte Menschheit beherrscht. Nur wenige haben eine Ahnung davon, welche Ausmaße das Netz bereits angenommen hat. Nur wenige erkennen die tödliche Gefahr. Angelockt von der Vision einer strahlenden, goldenen Stadt, versammeln sich neun Menschen in der VR, um sich dem Bösen entgegen zu stellen und seine Pläne zunichte zu machen. Als die Romane erschienen war es noch ein sehr weiter Weg zur Umsetzung der Fantasien – dachten jedenfalls Werner und ich. Denn zentral in diesen Romanen ist die direkte Verlinkung zwischen Gehirn und Computer bzw. virtuellen Realitäten über Implantate. Die Einrichtung eines umfassenden Kontrollsystems ist ja schon länger in Arbeit und hat seit Corona so richtig Fahrt aufgenommen. Die Abschaffung des Bargeldes schreitet munter voran. Jetzt fehlte nur noch die die erste direkte Verlinkung (BCI) im Gehirn um diese transhumanistischen Machtfantasien Wirklichkeit werden zu lassen. So konnte Elon Musk am 30.1. vermelden: „Das Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink hat erstmals ein Implantat in einen Menschen eingesetzt. Das hat Firmenchef Elon Musk auf seinem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) publik gemacht und ergänzt, dass erste Analysen gute Ergebnisse zeigen würden; die Person erhole sich gut. Anfangs sollen Menschen, die ihre Gliedmaßen nicht mehr gebrauchen können, über das Brain-Computer-Interface (BCI) Computer oder Mobiltelefone rein mit ihren Gedanken steuern können. Ziel sei es, dass Menschen wie der verstorbene Physiker Stephen Hawking darüber schneller kommunizieren können „als Schnellschreiber oder Auktionatoren“, erklärt Musk noch.“
An diesem Mittwoch waren R., W. und ich bei dem mobilen Tanzerlebnis FINDYOURMUSE im Kunstmuseum (Gelsenkirchen-Buer). Ein tolles Erlebnis – Tanz-Choreographien, passend zu den Werken in den jeweiligen Museumsräumen. Die Zuschauer*innen gingen mit den Tänzer*innen oder saßen im Kreis um diese herum. Ganz besonders beeindruckend das letzte Stück,„melo“. Sechs Tänzer – drei Frauen und drei Männer – saßen sich auf Hockern gegenüber und bewegten sich wie in Zeitlupe und zunächst extrem minimalistisch. Bis sie sich immer mehr erhoben und ihre Bewegungen ausladender wurden. Während die Füße in sehr dicken Schuhen, unbeweglich wie festgewachsen am Boden blieben, schienen die Körper der Schwerkraft zu trotzen. Unglaublich. Und nur möglich, wie wir nach der Vorstellung feststellten, da die Schuhe tatsächlich am Boden befestigt waren. Fast genauso spannend wie die Darbietungen zu verfolgen war es, die Jugendlichen zu beobachten – es waren zwei Schulklassen da –, von denen sicher einige das erste Mal modernen Tanz und ein Museum erlebten. Besonders für einige Jungen schien es einer Offenbarung gleich zu kommen: Männer, die nicht nur mit Frauen sondern auch mit Männern auf Tuchfühlung tanzten. Waren sie zu Beginn noch eher verhalten und versuchten Witze zu machen wurden sie zusehends, aufmerksamer und interessierter. Anders zwei muslimische Mädchen mit Kopftuch. Ihre offensichtliche Verstörung blieb. Teilweise völlig fassungslos wandten sie ihre Köpfe ab, offenbar um nicht sehen zu müssen, wie offen hier Männer und Frauen mit dem eigenen und den Körpern der anderen umgingen… https://musiktheater-im-revier.de/de/performance/2022-23/findyourmuse
Winddance (c) WSch Gardasee 2018
11. Juni: Gibt es „woken“ Sexismus?
An diesem Sonntagmorgen frühstückte ich mit W. auf dem halbfertig renovierten Balkon: wir sahen beide nacheinander einige Reklameblätter durch und stutzten bei demselben Foto: Wie seit mindestens zwei Jahren gibt es Reklame, egal ob für Lebensmittel, Möbel oder Klamotten, nur noch mit einer ausreichenden Anzahl farblich dunkel pigmentierter Menschen. Merkwürdigerweise kommen keine arabisch oder türkisch, geschweige denn osteuropäisch wirkende vor, wie es für das Ruhrgebiet ja viel typischer wäre. Aber egal. In diesem Fall geht es um ein Foto, das einen gut aussehenden und noch besser gebauten Schwarzen zeigt, der seinen Waschbrettbauch für eine T-Shirtwerbung entblößt. Und zwar hinter einer sehr hellhäutigen Blondine, die ihn aber gar nicht bemerkt. Den dazu passenden Blondinenwitz erspare ich uns, aber in früheren Zeiten hätte ich dieses Foto entschieden sexistisch gefunden. Jetzt ist das also divers- inklusiv und natürlich antirassistisch. In jedem Fall „woke“ und damit absolut auf der Höhe der Zeit. Wie sehr, las ich per Zufall am selben Tag auf dem Blog manova news in einem Text von Sven Regenauer unter dem Titel „Gekaperte Konzerne“: Unternehmen die diesem Trend nicht folgen, werden entweder boykottiert, erleben ein „downgrading“, einen shitstorm oder beides. Ein Beispiel dafür ist die amerikanische Fa. Anheuser-Busch mit der bekannten Biermarke Budweiser. Sie warben mit einem Transgender-Influencer, was bei der traditionell eher machohaften Stammkundschaft erwartungsgemäß nicht gut ankam. Es folgte ein erfolgreicher Boykottaufruf derselben und die Transgender-Kampagne wurde eingestellt. So gut, so schlecht, könnte frau sagen. Aber damit war das Ende der Fahnenstange lange nicht erreicht. Der Aktienkurs der Firma befidet sich seitdem im Sinkflug – u.a. wegen der nun fehlenden „richtigen“, sprich woken Werbung. Die Strafe, das so genannte downgrading, erfolgte nämlich umgehend. Denn seit ca. 20 Jahren gibt es in den USA Human Rights Campaign, die dafür sorgt, dass alle LBJTGxx-Menschen (wie viele Buchstaben sind es genau derzeit und welche?), strikt beachtet werden. Die Campaign rief eine Bewertungsmaschinerie (genannt CEI-Rating) ins Leben, die das korrekte (Werbe)Verhalten der großen und kleinen Konzerne aufmerksam verfolgt und Fehlverhalten sofort sanktioniert, eben durch downgrading. Sozusagen das Sozialkreditsystem für Konzerne. Und da lästern wir über die bösen Chinesen und ihre ebensolchen Belohnungs- und Bestrafungsaktionen. Die Amerikaner können dies schon viel länger… (Manova news, 10. Juni 2023, Gekaperte Konzerne. Werbespots mit Minderheiten machen mittlerweile die Mehrheit aus. Obwohl das vielen Kunden nicht gefällt, folgen Unternehmen dem Trend — aus Angst vor „Downgrading“.)
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