Denk-Tagebuch Sommer 2024

Kulturdenkblog Sommer 2024

Mai 2024 Komponistinnen in Essen und Mainz

  1. Im letzten Jahr hatte ich schon mal zum Thema Komponistinnen geschrieben, u.a. über das erste Sinfoniekonzert in GE, mit Werken ausschließlich von Komponistinnen. Es scheint, endlich sind ihre Werke ein Thema. Nach den Philosophinnen und den Malerinnen werden auch sie wiederentdeckt. Der WDR 3 gestaltet ganze Reihen, widmete Ihnen am 8. März 2024, dem Frauentag, sein halbes Programm und sie sind selbstverständlicher Bestandteil des Klassikprogramms geworden. Und immer häufiger werden ihre Werke auch in den deutschen Konzertsälen aufgeführt. So zuletzt in der Philharmonie Essen, die erstmalig unter dem Motto „HER: VOICE” im Mai 2024 ein dreitägiges Symposium mit Vorträgen über und Konzerten von Komponistinnen veranstaltete. Sie werden nun jährlich eine solche Veranstaltung durchführen. Ich war natürlich dabei und habe die erste Faustoper überhaupt gesehen, komponiert noch zu Goethes Lebzeiten von Louise Bertin. 1833 sollte die Uraufführung dieser opera semiseria, also der halbernsten Oper in vier Akten, stattfinden. Den Fausto hatte sie als Hosenrolle für einen Mezzosopran angelegt. Aufgrund vielfältiger Unstimmigkeiten wurde die Uraufführung um ein Jahr verschoben, hatte dann aber großen Erfolg. Die Zeitung La Tribune de départments schrieb, das Publikum applaudierte enthusiastisch und das in einem Theater, in dem Mozart aufgeführt wurde. Rossini und Meyerbeer bescheinigten dem Werk Originalität in Klangfarbe und Melodie sowie bemerkenswerte dramatische Kraft. Trotzdem wurde die Oper nur dreimal aufgeführt – denn dann endete die Spielzeit.
    Bis vor kurzem galt der Klavierauszug als verschollen. Bis dieses historische Material in der Pariser Nationalbibliothek wiederentdeckt und eine Neuedition erstellt wurde. Eine erste konzertante Fassung wurde 2023 in Paris aufgeführt. Erst knapp 200 Jahre nach der ersten Vorstellung 1831 erlebt Bertins Fausto eine beeindruckende Wiederentdeckung am Aalto Musiktheater in Essen.

Erlebt habe ich auch ein Sinfoniekonzert mit der Pianistin Lera Auerbach, die ihr 2015 entstandenes Klavierkonzert selbst einspielte. Die Komponistin, Pianistin, Dichterin und Malerin beschreibt sich auf ihrer Website als „moderne Renaissancekünstlerin“. Im Gesprächskonzert am Nachmittag des 10.5. erklärte die Universalkünstlerin auf die Frage, ob sie sich eher als spielende Komponistin oder als komponierende Pianistin sehen würde: Sie sei Dirigentin. Aber es kämpften stets viele verschiedene Identitäten in ihr. Die Musik, so erzählte sie dem Publikum, habe sie ausgewählt. Die Musik habe sie gefunden. Das Konzert für Klavier und Orchester (2015), das sie an diesem Abend zum zweiten Mal in Essen spielen würde, sei immer noch Work in Progress. Die erste Idee dazu hatte sie mit 14 Jahren – Anlass war ein Traum. Seither hat sie das Stück immer wieder neu bearbeitet und revidiert. Es ist eher tragische Musik, geht es doch um die großen Probleme in dieser Welt, Krieg und Frieden.

Mit dem Thema Komponistinnen beschäftige ich mich weiterhin. Was es dabei sonst noch zu entdecken gibt könnt ihr im November erleben, wenn wir am 1.11. (Vernissage) und 24.11. (Finissage) einladen. Es gibt eine Ausstellung mit Bildern von Malerinnen die Philosophinnen porträtiert haben, Musik von Komponistinnen wie Mel Bonis, Louise Farrenc, Lily Boulanger u.a. – live gespielt von Cathrin Gronenberg und ihrer neuen Combo, verbunden mit Kurzvorträgen von mir.

26. Mai 2024, Mainz: Emilie in neun Szenen und das Licht von Chagall

Am 11.5.2024 hatte Emilie, Kaija Saariahos dritte Oper, Deutschlandpremiere am Staatstheater in Mainz. Eine für ihre Zeit bemerkenswert emanzipierte Frau steht im Zentrum von Saariahos Monodrama neun Szenen, das sie 2010 komponierte. Es ging dabei um Emilie du Châtelet, eine französische Mathematikerin, Physikerin und Philosophin zur Zeit der Aufklärung – und um Licht, diesmal als Metapher. Denn der Gebrauch der Vernunft sollte den Menschen frei machen und ein Licht gegen das Dunkel der Fremdbestimmung durch Klerus, Adel und jedwede Herrschaft über den Menschen setzen.
Emilie ist mit 42 Jahren noch einmal schwanger und ahnt, dass sie die Geburt des Kindes nicht überleben wird. Tag und Nacht arbeitet sie deshalb daran, ihr wichtigstes Werk noch zu vollenden: die Übersetzung und Kommentierung von Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica. Dabei schweift sie immer wieder in Gedanken ab, blickt zurück auf vergangene Liebesbeziehungen, sinniert über physikalische Probleme, wendet sich an ihr ungeborenes Kind, philosophiert über die Liebe und das Glück…
Die finnische Komponistin Kaija Saariaho zeichnet ein intimes und lebendiges Portrait, das die unterschiedlichen und teils exzessiven Facetten von Emilies Charakter offenbart: ihre Leidenschaft für verschiedene Männer, darunter auch Voltaire, und vor allem für die Wissenschaft. Mit ihrer feinsinnigen Musiksprache folgt Saariaho der Protagonistin durch eine schlaflose Nacht, haucht ihr über die Rhythmen des Orchesters Atem ein und lässt durch die besondere Klangfarbe eines Cembalos Emilies Epoche wiederaufleben. Zeittypisch klangstark und trotzdem meditativ, mit vielen hell klingenden Schlaginstrumente, Xylophon und Glocken unterstreichen die vier Protagonistinnen (drei Sängerinnen und eine Sprecherin) ihre Denk- und Gefühlswelten. Auch Emilie spricht in ihrem Werk immer wieder über das Feuer, das Licht und unsere Wahrnehmung von Farben.
Es ist sehr tragisch, dass Saariaho diese Deutschlandpremiere nicht mehr erleben konnte. Sie erlag am 2. Juni 2023 einem Gehirntumor.
Vor der Aufführung war ich noch im Stephansdom in Mainz und hatte das besondere Erlebnis die riesigen Glasfenster, überwiegend in Blautönen gestaltet, von Marc Chagall zu bestaunen. Im Alter von 95 Jahren hatte der Maler diese Arbeiten noch skizziert und eine „Vorhalle des Lichts“ gestaltet. Figurenlose Darstellungen, die an Blätter erinnern, an den Himmel, an Wasser in starkem Kontrast zu den biblischen Botschaften hinter der Kanzel.

1.-15. Juni 2024 Gardasee: Lugana – Espressotassen- Sportwagen der Superklasse

Es ist einfach nur schön bei bestem Wetter mal wieder am Gardasee in unserem Lieblingscafé La Fenice zu sitzen: Jugendstil vom Feinsten, direkt am See, mit Blick auf Sirmione. Wir genießen La Capricciosa – das sind drei Törtchen mit einem Espresso, einfach nur klasse. Schräg gegenüber können wir ein paar Flaschen meines Lieblingsweines erstehen – wir sind nämlich in San Benedetto di Lugana. Und nach diesem kleinen Stadtteil von Peschiera ist der Luganawein benannt. Wir waren auch wieder bei der Tochter des verstorbenen Künstlers Pino Castagna und haben drei Espressotassen – die signierten Originalmodelle (!) – für ein befreundetes Ehepaar erstanden und für uns ein paar blaue Dessertteller. Passend zu unserem neu in blau gestylten Balkon. Man gönnt sich ja sonst nix. Am Montag waren wir in Peschiera del Garda auf dem Markt um eine Bluse für meine Mutter zu kaufen. Anschließend bummelten wir durch das kleine Örtchen auf der Suche nach einem netten Lokal für den notwendigen Aperol. Direkt am Hafen in einem kleinen Park vor dem Museum standen vier derartig auffallende Sportwagen, dass wir stehen blieben. So etwas hatten wir noch nie gesehen: futuristisch designte High-Speed-Boliden der Firma Königsegg. Kein Wunder – sind diese Autos doch weit entfernt von so schlichten Sportautos wie Porsche, Lamborghini oder Ferrari, die man ja auch schon mal in Gelsenkirchen bestaunen kann. Passend dazu auch die Besitzer, etwa derjenige mit einem Kennzeichen aus Dubai. Natürlich versuchten wir zu schätzen, was diese Fahrzeuge wohl kosten würden. Schließlich möchte man ja doch wissen, was mit den vielen hinterzogenen Steuermilliarden und Aktiengewinnen bei Rheinmetall so angestellt wird. Wir schätzen die Autos auf eine halbe bis ganze Million und lagen ziemlich daneben. Sie tendieren alle gegen drei Millionen und sind Einzelanfertigen in Minibaureihen mit einer PS-Zahl über 1000.

4.-8. Juli 2024 Wahl in Frankreich – Wetter, Natur und Kultur am Ärmelkanal

Wir sind noch mal für vier Übernachtungen an den Ärmelkanal gefahren. Glücklicherweise in einem Mobilheim mit Meerblick, sonst hätten wir bei diesem Mistwetter gleich wieder nach Hause fahren können. Niemand ist am Strand – bei Windstärke 8 abwechselnd mit Starkregen auch kein Wunder. Am Freitag schauten wir zusammen mit vielen Franzosen in der Sportbar das Deutschlandspiel gegen Spanien und nach dem Aus ernteten wir manchen wohlmeinenden Kommentar. Viele Franzosen hätten lieber Deutschland als Gegner im Halbfinale gesehen…

Eigentlich sollte an dem Wochenende ein großes Fest in Le Portel stattfinden. Wie so viele um diese Jahreszeit in ganz Frankreich: Zum einen beginnen die Ferien und zum anderen und zum anderen startet die Woche zu den Feierlichkeiten des 14. Juli, dem Nationalfeiertag. Aber fast wäre die Fete de la Flotille et du Patrimoine Portelois ganz dem Wettergott zum Opfer gefallen. Über die Hafenbauer von Boulogne sur Mer tobten noch am Samstag meterhohe Brecher und der Wind wehte uns fast um. Wenigstens am Sonntagnachmittag gab es eine kurzfristige Besserung und wir – konnten mit vielen anderen Menschen die Musik, die Darbietungen der örtlichen Vereine, die stolz ihr Patrimoine (Erbe) präsentierten und diverse kulinarische Genüsse genießen. So zeigte die Akademie Nationale de Cuisine ihr ganzes Können mit Produkten aus dem Meer. Sogar im Nachtisch gab es Salicorne (d.i. Queller oder Meeresspargel, der leicht pfeffrig schmeckt). Direkt nebenan liegt schließlich der größte Fischereihafen Frankreichs.

Die Region Pas-de-Calais ist die ärmste im Land. Nicht weit entfernt liegt die Stadt Reims. Der französische Soziologe Didier Eribon hatte sein Buch, in dem er sich mit dem Rechtsruck auf dem Lande – nicht nur seiner Eltern – beschäftigt Rückkehr nach Reims genannt.

Nicht weit entfernt ist auch die französische Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux aufgewachsen, die es vom Arbeiterkind zur Lehrerin geschafft hatte. Ihre gleichermaßen autobiografischen wie ethnosoziologischen Beschreibungen des Lebens auf dem Lande, des neuen Prekariats und der Klassenkonflikte sind erschütternd. Zu diesem Zeitpunkt hatte der deutsche Soziologenmainstream gerade entschieden, dass sich die Klassenfrage ein für alle allemal erledigt hätte. In Frankreich hingegen analysierten, ausgehend von Eribon und Ernaux, viele Intellektuelle wieder die ungleiche Macht- und Vermögensverteilung, als zu lösende zentrale Aufgabe jeder Demokratie und Ursache der großen Probleme im Lande. Sie beschäftigen sich mit den Menschen dieser und anderer ländlicher Regionen, die sich abgehängt und nicht ernst genommen fühlen von der globalisierten Pariser „Kulturelite“ und sie demonstrierten mit den Gelbwesten. In Deutschland waren und sind „unsere“ Intellektuellen schnell dabei diese als rechts zu verunglimpfen. Diese einfachen Menschen: Fischer, Arbeiterinnen und Handwerker und natürlich das Personal in der Gastronomie, im Handel und dem Hotelgewerbe sind immer noch stolz auf ihre regionale Kultur, was wir bei diesem Fest wieder miterleben konnten. Die Frauen trugen Tracht und die Männer sind stolz auf ihr Handwerk des Fischens. Auch wenn wir ihren Dialekt kaum verstehen sind sie bemüht uns alles zu erklären. Heute ist der 2. Wahltag und die Franzosen zeigen mit der höchsten Wahlbeteiligung seit über 40 Jahren wie wichtig diese ist. Der neoliberale Macron, natürlich ein Young Global Leader, also Schüler des Weltwirtschaftsforum, ist für diese Menschen das abschreckende Beispiel für die abgehobene Elite, weshalb sie ihn lieber gestern als heute loswerden wollten. Genau dafür war ja mal Melenchon angetreten – den Macronismus zu beenden. Was natürlich wieder nicht gelingt. Dank seiner Machtspielchen bleibt Macron an der Regierung und hat noch erfolgreich die Linke unter seine Kontrolle gebracht. Nach der Wahl will er wohl mit den Rechten eine große Koalition eingehen. Das verkündet uns zumindest am Abend das französische Fernsehen.

Im Pas-de-Calais trauten wir uns das Wahlergebnis vorauszusagen, schließlich kommen Werner und ich aus der ärmsten Stadt in Deutschland – mit den höchsten Ergebnissen für die AFD. In Frankreich ist das nicht anders: Laut den ersten Hochrechnung gegen 22 Uhr hatte anders: Le Pen (also der RN) hat auch hier die meisten Stimmen erhalten. Passend titelte am nächsten Tag die Neue Zürcher Zeitung „Aufstieg der Ausgegrenzten“. Es wäre gut, wenn die Vielen die „gegen rechts“ demonstrieren, sich mal mit den Hintergründen für dieses Wahlverhalten beschäftigten. Einen guten Einstieg böte die Literatur von Eribon und Ernaux.

Nachtrag 9. Juli 2024 – Die Le Monde und nochmal Pas-de-Calais

In der Le Monde liest der Politologe Frédéric Sawick der französischen Linke die Leviten. Ihren relativen Sieg verdanke sie dem Wunsch der Wähler, die extreme Rechte zu verhindern. Sie habe zwar noch Zuspruch in den Banlieues, in denen Mieter von Sozialwohnungen und Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund dominieren und bei den unter 35-Jährigen. Aber dies könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in der Arbeiterklasse und der unteren Mittelschicht nicht mehr verankert sei. Die Karte der RN-Wahlkreise ist da überdeutlich: Das Ressemblement National hat die Sozialistische Partei (PS) und die Kommunistische Partei Frankreichs (PCF) aus Nord- und Nordostfrankreich verdrängt. Pas-de-Calais ist dafür beispielhaft: 2012 hielt die Linke dort elf von zwölf Wahlkreisen; 2024 keinen einzigen mehr (zwei Wahlkreise sind macronistisch, zehn RN, von denen sechs Kandidaten im ersten Wahlgang gewählt wurden!)” Wie zur Bestätigung dieses Artikels hat Macron nun die Rechten zur Großen Koalition aufgerufen…

https://www.telepolis.de/features/Chaos-in-Frankreich-Macron-ruft-zu-Grosser-Koalition-auf-und-steht-im-Kreuzfeuer-9797427.html

17.-19. Juli – Bericht aus Swiftkirchen

Drei Tage lang stand Gelsenkirchen im Zentrum nicht nur der Kulturberichterstattung der Weltpresse. Wie das? Die EM ist doch vorbei? Ja, aber mit drei Konzerten, noch dazu als Auftakt ihrer Deutschlandtournee, toppte der amerikanische Megastar Taylor Swift einfach alles. Ihre Fans kamen aus der ganzen Welt (in Deutschland sind die Tickets noch „preiswert“, in den USA werden dafür schon mal 1.000 $ verlangt), ließen mehr Geld hier als die EM-Besucher’innen – und sie hatten die bessere Laune. Wenn sogar die Deutsche Bahn besonders freundliche Ansagen für die Swifties macht, damit diese wissen, wie sie vom Gelsenkirchener Bahnhof weiterkommen zur Arena, dann ist allein das ein Ereignis. Und selbst die Stadtverwaltung zeigte sich von ihrer allerbesten Seite und taufte die Emschermetropole für drei Tage kurzerhand um in: Swiftkirchen… Es gab Swiftaufsteller, dazu auf dem Heinrich-König-Platz drei Tage lang Party in „Taylor Town“ mit einen DJ, der ihre Songs auflegte. Und natürlich wurde gebastelt – die Buchhandlung Kottmann bot nicht nur Taylor-Swift-Bücher an, sondern auch die Bastelsets für Freundschaftsarmbänder.

Hinter dem Hans-Sachs-(Rat)Haus entstand sogar eine opulente 3D-Malerei der beiden bekannten Streetart-Künstlerinnen Lydia und Vanessa Heitfeld.. Für die Fans – überwiegend weiße Mädchen und Frauen aus dem gehobenen Mittelstand (wer auch sonst hätte 220 € und mehr für ein Ticket bezahlen können) – war wichtig, dass sie ihre Freundschaftsarmbänder tauschen können. Das verbindet sie emotional untereinander. Überhaupt versteht es Taylor Swift auf der Emotionsskala ihrer Fans zu spielen. In jedem Konzert unterbricht sie an der gleichen Stelle, weil es „da vorne“ einer Person schlecht gehe und doch die Sanis mal vorbeischauen sollen. Oder sie schenkt einem kleinen Mädchen ihren Texashut – auch in jedem Konzert. Gekonnt ist eben gekonnt.

In den USA kannte praktisch kein Mensch Gelsenkirchen, als Taylor Swift ankündigte, ausgerechnet hier ihre Deutschlandtournee zu starten. Nun hat also die ärmste Stadt in Deutschland gezeigt, wie man eine Multimilliardärin und ihre zahlreichen Fans gebührend empfängt. Diese kostenlose Werbung weltweit ist unbezahlbar. GE empfiehlt sich so für weitere Großveranstaltungen. Auch Mick Jagger war schon hier zu Gast, ACDC ebenfalls und demnächst Rammstein. An der Armut Gelsenkirchens wird dies aber kaum etwas ändern.

https://www.waz.de/lokales/gelsenkirchen/article406810558/taylor-swift-in-gelsenkirchen-die-ersten-fans-sind-schon-da-b.html

Gelsenkirchenfotos unten aufgenommen während der Corona-Lee(h)re – (c) WSch).

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Denk-Tagebuch März

Denk-Tagebuch März

Foto WSch: Man muss viel stricken, um zu verschleiern…

21.3.2024 Skulpturenpark Waldfrieden – was ist skulpturales Denken?

Heute waren wir mit Freunden wieder einmal  in der Tony Cragg Foundation Waldfrieden.  Es ist immer wieder ein unglaublich beeindruckender Ort. Tony Cragg ist Bildhauer, lebt in Wuppertal und hat dort diesen unglaublichen Skulpturenpark mitten im Wald geschaffen. Es finden dort Ausstellungen statt – meistens von anderen Bildhauern. Manchmal auch Konzerte, Lesungen – sogar ein Philosophischer Spaziergang wird angeboten. Was haben die ausgestellten Werke mit Philosophie zu tun? Eine Menge. In einem kleinen Katalog hat Cragg selber beschrieben was für ihn skulpturales Denken bedeutet und das er dieses gerne auf andere Lebensbereiche übertragen möchte. Wenn ich eine Skulptur – insbesondere seine aber auch die meisten anderen nur von einer Seite sehe – habe ich einen nur einseitigen Eindruck, der sich völlig verändern kann, wenn ich die Skulptur von einer anderen Seite betrachte oder in sie hineingehen kann. Dazu kommen weitere Facetten: das Licht, sind im Wald Blätter an den Bäumen oder noch nicht. Die Bäume wirken dann wie eine Unterstreichung der skulpturalen Formensprache. Liegt Schnee auf der Skulptur oder Teilen davon, usw.

In diesem Sinne wäre also skulpturales Denken eine Erweiterung der bisherigen oftmals sehr einseitigen Wahrnehmungen und den vielen Einschränkungen im eingeschränkt rationalen Denken. Ich kann mir vorstellen, dass es viele weitere Arten des Denkens gibt, auch abhängig von Berufen und Tätigkeiten. Bei diesem spannenden Thema werde ich dranbleiben.

https://skulpturenpark-waldfrieden.de

22.3.2024 „Covid-19 und die Laborthese: Was schulden die USA der Welt nach der Pandemie?

Werner und ich gehörten mit zu den zu den Ersten, die auf die Laborthese aufmerksam machten, weil wir sehr früh einen entsprechenden, sehr langen wissenschaftlichen Aufsatz in der Nature vom November 2015 gelesen hatten. (Werner hatte schon 1988 zum Thema Gaine-of-Function-Forschung – beschönigend für die Umgehung der seit 1972 verbotenen Biowaffenforschung – recherchiert und publiziert). Inzwischen kann man nicht mehr leugnen, dass mehr Indizien für diese These sprechen als dagegen, wie Jeffrey Sachs  zusammengefasst hat…


Rechercheure stärken Laborthese. Forderungen nach Untersuchung im Kongress und globalen Maßnahme. US-Regierung unter Druck. Einige Fakten zur Debatte.

„Die US-Regierung hat ein Programm einer gefährlichen Labor-Forschung finanziert und unterstützt, das möglicherweise zur Entstehung und versehentlichen Freisetzung von Sars-CoV-2 führte, dem Virus, das die Covid-19-Pandemie verursacht hat.
Nach dem Ausbruch der Pandemie haben Vertreter der US-Regierung die Unwahrheit gesagt, um ihre mögliche Rolle zu vertuschen. Die US-Regierung sollte die Lügen korrigieren, die Fakten offenlegen und dem Rest der Welt gegebenenfalls Wiedergutmachung leisten.
Eine Gruppe engagierter Wahrheitssucher – Journalisten, Wissenschaftler, Whistleblower – hat eine große Menge an Informationen zusammengetragen, die auf einen wahrscheinlichen Ursprung von Sars-CoV-2 im Labor hindeuten.
Am wichtigsten war die unerschrockene Arbeit von Mitarbeitern der US-Website The Intercept und US Right to Know, insbesondere deren investigativen Reporterin Emily Kopp.
Auf der Grundlage dieser Ermittlungsarbeit führt der von den Republikanern geführte Ausschuss für Aufsicht und Rechenschaftspflicht des Repräsentantenhauses nun eine wichtige Untersuchung in einem Sonderausschuss zur Coronavirus-Pandemie durch.
Im Senat war der republikanische Senator Rand Paul die führende Stimme für Transparenz, Ehrlichkeit und Vernunft bei der Untersuchung des Ursprungs von Sars-Cov-2.
Die Beweise für einen möglichen Labor-Ursprung des Corona-Virus drehen sich um ein mehrjähriges von den Vereinigten Staaten durchgeführtes Forschungsprogramm, an dem US-amerikanische und chinesische Wissenschaftler beteiligt waren.
Die Forschung wurde von US-Wissenschaftlern konzipiert, hauptsächlich von den National Institutes of Health (NIH) und dem Verteidigungsministerium finanziert und von einer US-Organisation, der EcoHealth Alliance (EHA), verwaltet, wobei ein Großteil der Arbeit am Wuhan Institute of Virology (WIV) in China durchgeführt worden ist.“

Hier geht es weiter zum Link, mit allen Fakten, die bis heute bekannt geworden sind:

https://www.telepolis.de/features/Covid-19-und-die-Laborthese-Was-schulden-die-USA-der-Welt-nach-der-Pandemie-9662925.html

18.3./25.3.2024 Rechte haben und Recht bekommen: Corona(lockdown) – vier Jahre später

Nein, es macht keinen Spaß in so ziemlich allen Punkten recht behalten zu haben und dafür als „rechte“ Verschwörungsschwurblerin diffamiert und ausgegrenzt worden zu sein.
Aber so langsam – und fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem ersten Lockdown –  wird auch diese Coronageschichte als Fake entlarvt: Es gab keine wissenschaftlichen Begründungen für die Lockdowns. Das Magazin Multipolar – natürlich nicht unsere Lei(t)d- resp. Mainstreammedien (MM) – hat die entsprechenden Protokolle des RKI freigeklagt. Wenn auch mit vielen Schwärzungen versehen, die weiter freigeklagt werden. Und so langsam können auch die MM davor nicht mehr die Augen verschließen. Selbst der Zero-Covid-Erstunterzeichner Georg Restle, einer der absoluten Hardliner gegen alle „Coronaleugner“ – genauer: Vertreterinnen anderen Meinungen als die der Herren Drosten, Wiele, Fauci & Co fordert nun vehement die Mainstreammedien (MM) dazu au,f sich endlich selbstkritisch mit dieser Thematik zu beschäftigen.  Noch besser wäre es gewesen, er hätte sich erst einmal bei uns endschuldigt…
Diese von dem Journalisten Paul Schreyer für Multipolar freigeklagten RKI-Protokolle aus der Corona-Zeit schlagen immer höhere Wellen. Nach den Nachdenkseiten und dem Nordkurier berichtete nun auch das ZDF und spricht von „brisanten Corona-Protokollen des RKI“ und möglicher „politischer Sprengkraft“. Einen Tag später änderte das ZDF einiges an den bereits eingestellten Texten der Sendung – ohne dies zu kennzeichnen. Und natürlich wird Paul Schreyer genauso wie Multipolar nun „rechts“ gebrandmarkt.
Der genauere Blick in die Dokumente zeigt, dass es weitere Belege dafür gibt, dass viele Erkenntnisse und Einschätzungen von Experten des Robert Koch-Instituts der Öffentlichkeit seitens der Politik verschwiegen wurden. Oder sogar das Gegenteil als „wissenschaftlicher Konsens“ medial verbreitet wurde, wie bei den Masken, Tests, der Übersterblichkeit etc. Und natürlich beim Thema möglicher Spätfolgen nach einer Corona-Impfung – es war ja „nur ein Piks”, wie die Werbekampagne der Impf-Geschäftemacher damals lautete… Wofür sind wir damals noch auf die Straße gegangen? Ach, ja u.a. gegen die grundlose Aussetzung einiger Grundgesetzartikel, für mehr Transparenz und wissenschaftliche Vielfalt. Und dafür wurden wir als „Rechte“ beschimpft…
https://www.nachdenkseiten.de/?p=112937#h01
https://www.telepolis.de/features/Corona-Akten-des-RKI-Institut-wehrt-sich-gegen-Vorwuerfe-Leitmedien-aendern-Texte-9667056.html
RKI-Files – Hoffnungsschimmer und Wagenburgmentalität bei den Medien. https://www.nachdenkseiten.de/?p=113020
https://www.infosperber.ch/gesundheit/public-health/geheimniskraemerei-beim-robert-koch-institut/

Neben der Aussetzung einiger Grundrechte für alle Menschen in diesen Zeiten und insbesondere für Ungeimpfte sowie deren zusätzliche Verunglimpfung („diese können ja leider nicht nach Madagaskar ausgesiedelt werden“, so der nicht unbekannte Soziologieprofessor Bude).. Dazu empfehle ich diesen noch immer unbeantworteten Brief von Oliver Hirsch:

Deutsches Institut für Menschenrechte (DIMR) – Messen mit zweierlei Maß?

Der Professor für Wirtschaftspsychologie Oliver Hirsch hatte dem DIMR mehrfach Fragen zur Position zur Corona-Politik zugestellt. Weil diese Fragen bis heute unbeantwortet geblieben sind, sollen sie hier veröffentlicht werden.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=113013

Denk-Tagebuch Februar

14.2.2024 Einladung zum Internationalen Frauentag 2024 oder Frauen schreiben Geschichte!

„Sehr geehrte Frau Rullmann,

mit Ihnen gemeinsam möchten wir uns am diesjährigen Internationalen Frauentag auf eine historische Entdeckungsreise begeben.

In ganz NRW entstehen FrauenOrte, die auf Frauen aufmerksam machen, die wegweisende Leistungen erbracht haben. Drei dieser FrauenOrte sind in Gelsenkirchen zu finden. Gewidmet sind diese Helene Badziong, Elisabeth Hennig und Elisabeth Nettebeck.


Lassen Sie uns zusammen erfahren, was diese drei Frauen geleistet haben und wie sie Gelsenkirchen geprägt haben. Mit Sicherheit können wir dabei aus der Vergangenheit lernen und Inspiration für künftige Aufgaben und Herausforderungen gewinnen.“

Und hier meine Antwort:

„Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Welge, sehr geehrte Gleichstellungsstelle, (ein Name zum Ansprechen wäre auch schön gewesen…),

vielen Dank für die Einladung zum Frauentag, die ich aus zwei Gründen nicht annehmen werde – zum einen habe ich an diesem Tag eine andere Veranstaltung. Zum anderen ärgert mich, dass diese Einladung die sehr lange Vorgeschichte von Frauenorten in Gelsenkirchen komplett missachtet und damit die Arbeit sehr vieler Frauen wieder unsichtbar macht.  Wie können sie behaupten, dass jetzt erst Frauenorte in GE entdeckt werden und frisch, fromm und fröhlich darüber am 8.3.2024 berichten was diese drei Frauen in GE geleistet haben? Das haben wir, s. Anhang, bereits von 25 Jahren in diesem Buch getan und vorher mit zahlreichen Stadtrundgängen auf Frauenspuren die Grundlagen dafür gelegt.

Redaktion: Renate Janßen, Marlies Mrotzek, Marit Rullmann, Titelbild: Renate Janßen

http://www.agenda21.info/agenda21_texte/projekte.htm

Gelsenkirchener Stadtgeschichte aus Frauensicht begann also bereits vor etwa 30 Jahren mit den entsprechenden Stadtrundgängen an der VHS. Da ist es wirklich kaum zu ertragen, dass Sie damit jetzt neu beginnen wollen, statt sich erst einmal kundig zu machen, was es bereits gibt. Leider ist das Buch nicht mehr lieferbar. Da wäre es doch eine schöne Idee, es wieder neu auf den Markt zu bringen???“

16.2.2024 Zwischen den Medienwelten

Das Gespenst der Alternativmedien geht um in Deutschland und der mediale Mainstream fürchtet sich inzwischen vor ihnen. Totschweigen hatte nichts geholfen, deshalb wird nun verteufelt. Und so, wie alles (staats)kritische – nicht nur aber ganz besonders von unseren „tollen“ Grünen – als „rechts“ diffamiert wird, rücken unter anderem die Mainstreammedien sämtliche alternativen Informationsquellen in die Schmuddelecke „Fake News“ und „Desinformation“. Diese Abqualifizierung ist Programm, findet Walter van Rossum, der lange für öffentlich-rechtliche und private Medien arbeitete, den Mainstream also gut kennt. Seit einigen Jahren ist er alternativ unterwegs. Jetzt hat er ein Buch über die Alternativmedien geschrieben. Sehr lesenswert! https://www.manova.news/artikel/zwischen-den-medienwelten
van Rossum, Walter. Alternativen in Medien und Recht,2023, ISBN: 9783948576066, 20 €

17.2. Was ist feministische Außenpolitik?

Manche Dinge benötigen einfach Zeit: so ging es mir lange schlecht mit der sogenannten feministischen Außenpolitik von Annalena. Bin ich doch überzeugte Anhängerin der „alten“ Friedenspolitik: Frieden schaffen ohne Waffen – sondern mit Diplomatie. Wie es ja noch kurz vor der Wahl bei den Grünen als selbstverständlich deklariert wurde: keine Waffen in Kriegsgebiete liefern! Das sieht heute ganz anders aus. Die schlimmste Kriegspropaganda wird derzeit von B90/Die Grünen betrieben. Aber viele Dinge haben bekanntlich zwei Seiten. Und diese zweite Sichtweise hat mir gestern der Kabarettist Christoph Sieber eröffnet, mit seiner Erklärung der „feministische Außenpolitik“. Sinngemäß: Annalena sorge für deutsche Waffenlieferungen an alle Staaten, die sie gerne von uns haben möchten. Damit brächten sich die Männer dann gegenseitig um…

Das hat mich als alte Patriarchatskritikerin sofort überzeugt. Feministischer geht es doch wohl nicht mehr…

20.2.2024 Achtung Fake: The Great Reset und WEF existieren gar nicht!

Sorry, alles was ihr auch von mir über den Great Reset gehört und gelesen habt in den letzten drei Jahren, z.B. die Rezension über das Buch gleichen Namens (dt. Der Große Umbruch) von Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtschaftsforums, bitte sofort wieder vergessen! Das gibt es alles nicht – auch nicht das WEF in Davos. Auf diesen Seiten treibe ich mich ja gelegentlich herum – es gibt dort nette kurze Filme, die uns erklären, wie die Welt demnächst aussehen soll. Aber wie gesagt – alles ein Fake, wenn auch sehr gut gemacht. Woher ich diese neue Weisheit habe? Die WAZ, wie unisono auch alle anderen LEIDmedien, berichtete am 20.2. über eine Think-Tank-Analyse anhand einer Rede von Hans-Georg Maaßen. In dieser fielen Begriffe wie „transformierte Gesellschaft“, „ein Begriff aus der rechten Verschwörungsideologie des Great Reset“. Das Ganze steht in Zusammenhang mit den Bauernprotesten, die natürlich ebenfalls rechts unterwandert sind. Daher möchte ich euch dringend warnen so etwas noch weiter von mir oder anderen zu lesen oder anzuhören – ihr wisst schon. Kontaktschuld und so…
Ich denke aber, dass die www.weforum.org demnächst über das neue EU-Gesetz gegen Desinformation gemaßregelt werden wird. Anders kann es ja gar nicht sein…
WAZ v. 20.2.2024, von Florian Görres: Gekaperte Bauernproteste. Eine Think-Tank-Analyse legt enge Verbindungen zwischen zwei Verbänden und extrem rechten Akteuren nahe.
P.S. Ob es da wohl ein Zufall ist, dass der Think-Tank, der dies herausgefunden hat u.a. von Melinda und Bill gesponsert wird??
https://www.isdglobal.org/partnerships-and-funders Aber das ist sicher auch nur wieder eine Verschwörungstheorie aus „der rechten Verschwörungsideologie des Great Reset“. Hauptsache, unser Mainstream informiert uns immer brav „unabhängig, überparteilich“ und „objektiv“, wie es Jahre lang unter dem Zeitungslogo der heute SPD-eigenen Frankfurter Rundschau zu lesen stand. Irgendwann wurde dann stillschweigend auf dieses Selbstlob verzichtet. Wie sagt doch der Volksmund so schön? „Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“…
Quelle Weltwirtschaftsforum: https://www.weforum.org/agenda/2016/11/shopping-i-can-t-really-remember-what-that-is/.
Klaus Schwab/Thierry Malleret. Covid 19: Der große Umbruch. Köln/ 2020.

24.2.2024 Meisterwerke des Expressionismus im Picasso-Museum, Münster

„Sehr geehrte Frau Hagemann, sehr geehrte Frau Hahn,

mit großem Interesse habe ich heute den Flyer zu oben genannter Ausstellung  gelesen und mich schon auf die Ausstellung gefreut. Doch leider hat mich der Flyer so entmutigt und gefrustet, dass ich diesen Frust erst einmal los werden muss: Sie haben darin zwar in schönster Gendermanie die Maler:innen und Künstler:innen erwähnt. Allerdings wird nicht eine Frau beim Namen genannt! Soll das allen Ernstes bedeuten, sie kuratieren (wie es ja neuerdings immer gerne heißt) im 21. Jhd. eine Ausstellung über Expressionismus und Die Brücke, ohne Gabriele Münter und Marianne von Werefkin auch nur zu erwähnen? Und wozu soll dann bitte das gendern gut sein? Sind die Künstlerinnen da wieder mitgemeint – oder wie?“

Inzwischen hat mir die Kuratorin geantwortet: Es sei eine Privatsammlung, die ausgestellt wird. In dieser wären tatsächlich keine expressionistischen Malerinnen vertreten, weshalb auch keine ausgestellt werden könnten. Nur: warum wird dann im Flyertext so eifrig gegendert? Vielleicht, weil es dabei längst nicht mehr um den Inhalt geht, sondern eine automatisierte Modeerscheinung daraus geworden ist…?

Denk-Tagebuch Januar

Bauerndemo Januar 20245 in Recklinghausen (Foto: WSch)

Kulturblog Januar 2024

15.1.2024 Bauernaufstände früher und heute –Thomas Müntzers gerechte Gesellschaft

Am 8.1. 2024 haben Werner und ich in Recklinghausen die erste beeindruckende Demonstration der Bauern auf ihren riesigen – es waren mindestens 400 – Traktoren bestaunt und ihnen zustimmend zu gewunken. Genau eine Woche später waren wir in Stolberg, einer kleinen wunderschönen komplett erhaltenen Fachwerkstatt in Sachsen-Anhalt. Bekannt war sie Werner dank ihrer langen Münztradition, wir besichtigten also die in Europa einzige erhaltene Münzprägerei und erstanden die aktuell geprägte Medaille von Thomas Müntzer. Zwei Denkmäler erinnern an den in Stolberg geborenen und seinen gescheiterten Bauernaufstand vor genau 500 Jahren. Sehr spannend ist die Beschreibung zu den beiden Denkmälern. Der Stolberger Denkmalzettel vermerkt dazu: “Das ältere von 1953 am Stadteingang zeigt ihn als selbstbewussten Visionär und revolutionären Bauernführer wie ihn die DDR-Ideologie als Kämpfer für eine gerechte Gesellschaftsordnung mit vielen Namensgebungen vergegenwärtigte.“ Zu seinem 500. Geburtstag wurde 1989 ein neues Denkmal eingeweiht, das nun allein auf den religiösen Kontext anspielt, das neue Menschenbild des Thomas Müntzer, der seinen Gott nicht mehr fürchtete. Bei dieser Kontrastierung und der ideologischen Ausrichtung des Zettels wundert mich dann nicht mehr, dass 500 Jahre später die aktuellen Bauernaufstände zum einen wieder notwendig sind und zum anderen von vielen nicht verstanden werden.

18.1.2024 Urlaub in Sachsen-Anhalt oder die zwei Seiten der östlichen Bundesländer

22.1.2024 Vom Ende der Meinungsfreiheit – Desinformationen in Davos

Das Weltwirtschaftsforum 2024 in Davos war in der letzten Woche in allen Medien und ist jetzt schon fast wieder vergessen. Dabei sollte man sich an ein paar Auftritte besser erinnern, beispielsweise als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre Pläne zur Bekämpfung von „Desinformationen“ vorstellte oder über „Maßnahmen“ für die „Krankheit X“ gesprochen wird:

„Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren, lieber Klaus,

die Lektüre des jährlichen Weltrisikoberichts ist gleichzeitig verblüffend und ernüchternd. Nicht Konflikte oder Klimafragen werden die größte Herausforderung für die Weltwirtschaft in den nächsten beiden Jahren sein. Sondern Desinformation und Falschinformation, dicht gefolgt von einer Polarisierung innerhalb unserer Gesellschaften. Das sind ernst zu nehmende Risiken, denn sie schränken unsere Fähigkeiten ein, den großen globalen Herausforderungen zu begegnen, mit denen wir konfrontiert sind: Veränderungen unseres Klimas wie auch unseres geopolitischen Klimas. Demografische und technologische Umbrüche. Zunehmende regionale Konflikte und verstärkter geopolitischer Wettbewerb und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Lieferketten. Die ernüchternde Wahrheit ist, dass die einzelnen Länder wieder stärker in Konkurrenz zueinander stehen als in den zurückliegenden Jahrzehnten. Und dadurch wird das Motto des diesjährigen Treffens in Davos umso relevanter“.
Passenderweise wird am 17.2.2024 ein Gesetz in Kraft treten, was genau diese „Des-“ und Missinformationen im www verhindern wird. Allerdings auch jede Meinungsvielfalt und Freiheit derselben. Grundgesetz Art. 5? Wenn am 17. Februar der Digital Services Act der EU in Deutschland in vollem Umfang in Kraft tritt, wird aus dem Grundrecht auf freie Äußerung aller nicht rechtswidrigen Meinungen das Recht, Meinungen zu äußern, die eine Überwachungsbürokratie mit Zentrale in Brüssel nicht als schädlich betrachtet. Und da haben wir Angst vor der AFD?
https://www.achgut.com/artikel/desinformationen_in_davos
https://norberthaering.de/propaganda-zensur/dsa/

22.1.2024 Berthe Morisot, Monet und eine dankenswerte Erfindung für Selfietouristen

„Die weltweiten Sehenswürdigkeiten sind kaum noch sinnlich erfahrbar, weil die Atmosphäre an diesen Orten von Selfie-Touristen zerstört wird — ein KI-Künstler verschafft Abhilfe mit einer Deep-Fake-App. Eine Satire.“
Diese Satire lese ich heute morgen und erinnere mich sofort an meine schlimmste Erfahrung mit dieser Art Tourismus und dem Selfiewahn. Vor fünf Jahren war ich in Paris und zwar auf „Museumstour“, weil ich die 1. Ausstellung der impressionistischen Malerin Berthe Morisot sehen wollte. Es war schwierig ihre Bilder zu betrachten, weil ständig Menschen davor posierten um sich abzulichten. Das Wort Fotografie dafür zu verwenden widerstrebt mir dann doch. Natürlich war ich danach in der Dauerausstellung mit Monets grandiosen Seerosenbildern. Und hier wurde es gruselig. Es war unmöglich sich irgendeines der riesigen Bilder anzusehen ohne dass gleich mehrere Selfieproduzenten davorstanden. Die Magie, die diese großformatigen Bilder vor allem in dieser Anordnung eigentlich entfalten – keine Chance dies zu erleben. Ich habe mich zu einigen bösen Kommentaren hinreißen lassen. Fehlanzeige – die SelfiemacherInnen sind für alles andere zu beschäftigt und ausserdem nicht unbedingt der deutschen oder englischen Sprache mächtig. Daher bin ich begeistert von dieser Deep-Fake-App und wünsche ihr größtmögliche Verbreitung.
Übrigens sind Werner und ich bereits im Besitz eines solchen Fake-3D-Fotos aus Venedig – gemacht im Miniaturwunderland Hamburg…
https://www.manova.news/artikel/zu-hause-die-welt-bereisen

30.1.2024 Von fiktiven Otherland-Romanen in die Realität: Neuralink ist in der Welt

Es gibt Bücher, die man nie vergisst – so prägend sind sie. Dazu gehört für Werner und mich die Tetralogie „Otherland“ (1996-2001) von Bestsellerautor Tad Williams, dem »Master of Fantasy«, wie ihn einige nennen. Diese Cyberspace-Saga ist zugleich Fantasy, Science-Fiction, Thriller, virtuelles Wunderland und hochpolitisch. Denn Otherland ist ein virtueller Raum, der von den reichsten und skrupellosesten Männern der Erde regiert wird: Der Gralsbruderschaft. Zugleich ein Ort der kühnsten Phantasien und der schlimmsten Albträume. Die Gralsbruderschaft hat mit enormen Geldmitteln das Simulationsnetzwerk »Otherland« entwickelt. Es ist mehr als nur die Spielwiese einiger Exzentriker: Von langer Hand vorbereitet soll es das gigantische Kontrollsystem werden, das die gesamte Menschheit beherrscht. Nur wenige haben eine Ahnung davon, welche Ausmaße das Netz bereits angenommen hat. Nur wenige erkennen die tödliche Gefahr. Angelockt von der Vision einer strahlenden, goldenen Stadt, versammeln sich neun Menschen in der VR, um sich dem Bösen entgegen zu stellen und seine Pläne zunichte zu machen.
Als die Romane erschienen war es noch ein sehr weiter Weg zur Umsetzung der Fantasien – dachten jedenfalls Werner und ich. Denn zentral in diesen Romanen ist die direkte Verlinkung zwischen Gehirn und Computer bzw. virtuellen Realitäten über Implantate.
Die Einrichtung eines umfassenden Kontrollsystems ist ja schon länger in Arbeit und hat seit Corona so richtig Fahrt aufgenommen. Die Abschaffung des Bargeldes schreitet munter voran. Jetzt fehlte nur noch die die erste direkte Verlinkung (BCI) im Gehirn um diese transhumanistischen Machtfantasien Wirklichkeit werden zu lassen. So konnte Elon Musk am 30.1. vermelden:
„Das Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink hat erstmals ein Implantat in einen Menschen eingesetzt. Das hat Firmenchef Elon Musk auf seinem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) publik gemacht und ergänzt, dass erste Analysen gute Ergebnisse zeigen würden; die Person erhole sich gut. Anfangs sollen Menschen, die ihre Gliedmaßen nicht mehr gebrauchen können, über das Brain-Computer-Interface (BCI) Computer oder Mobiltelefone rein mit ihren Gedanken steuern können. Ziel sei es, dass Menschen wie der verstorbene Physiker Stephen Hawking darüber schneller kommunizieren können “als Schnellschreiber oder Auktionatoren”, erklärt Musk noch.“

https://www.klett-cotta.de/produkt/tad-williams-otherland-band-1-9783608949612-t-4289

https://www.heise.de/news/Elon-Musk-Neuralink-pflanzt-erstes-Implantat-in-Menschen-ein-9612459.html

Denk-Tagebuch Juni

7. Juni: FINDYOURMUSE

An diesem Mittwoch waren R., W. und ich bei dem mobilen Tanzerlebnis FINDYOURMUSE im Kunstmuseum (Gelsenkirchen-Buer). Ein tolles Erlebnis – Tanz-Choreographien, passend zu den Werken in den jeweiligen Museumsräumen. Die Zuschauer*innen gingen mit den Tänzer*innen oder saßen im Kreis um diese herum. Ganz besonders beeindruckend das letzte Stück,„melo“. Sechs Tänzer – drei Frauen und drei Männer – saßen sich auf Hockern gegenüber und bewegten sich wie in Zeitlupe und zunächst extrem minimalistisch. Bis sie sich immer mehr erhoben und ihre Bewegungen ausladender wurden. Während die Füße in sehr dicken Schuhen, unbeweglich wie festgewachsen am Boden blieben, schienen die Körper der Schwerkraft zu trotzen. Unglaublich. Und nur möglich, wie wir nach der Vorstellung feststellten, da die Schuhe tatsächlich am Boden befestigt waren.
Fast genauso spannend wie die Darbietungen zu verfolgen war es, die Jugendlichen zu beobachten – es waren zwei Schulklassen da –, von denen sicher einige das erste Mal modernen Tanz und ein Museum erlebten. Besonders für einige Jungen schien es einer Offenbarung gleich zu kommen: Männer, die nicht nur mit Frauen sondern auch mit Männern auf Tuchfühlung tanzten. Waren sie zu Beginn noch eher verhalten und versuchten Witze zu machen wurden sie zusehends, aufmerksamer und interessierter. Anders zwei muslimische Mädchen mit Kopftuch. Ihre offensichtliche Verstörung blieb. Teilweise völlig fassungslos wandten sie ihre Köpfe ab, offenbar um nicht sehen zu müssen, wie offen hier Männer und Frauen mit dem eigenen und den Körpern der anderen umgingen…
https://musiktheater-im-revier.de/de/performance/2022-23/findyourmuse

Winddance (c) WSch Gardasee 2018

11. Juni: Gibt es „woken“ Sexismus?

An diesem Sonntagmorgen frühstückte ich mit W. auf dem halbfertig renovierten Balkon: wir sahen beide nacheinander einige Reklameblätter durch und stutzten bei demselben Foto: Wie seit mindestens zwei Jahren gibt es Reklame, egal ob für Lebensmittel, Möbel oder Klamotten, nur noch mit einer ausreichenden Anzahl farblich dunkel pigmentierter Menschen. Merkwürdigerweise kommen keine arabisch oder türkisch, geschweige denn osteuropäisch wirkende vor, wie es für das Ruhrgebiet ja viel typischer wäre. Aber egal. In diesem Fall geht es um ein Foto, das einen gut aussehenden und noch besser gebauten Schwarzen zeigt, der seinen Waschbrettbauch für eine T-Shirtwerbung entblößt. Und zwar hinter einer sehr hellhäutigen Blondine, die ihn aber gar nicht bemerkt. Den dazu passenden Blondinenwitz erspare ich uns, aber in früheren Zeiten hätte ich dieses Foto entschieden sexistisch gefunden. Jetzt ist das also divers- inklusiv und natürlich antirassistisch. In jedem Fall „woke“ und damit absolut auf der Höhe der Zeit. Wie sehr, las ich per Zufall am selben Tag auf dem Blog manova news in einem Text von Sven Regenauer unter dem Titel „Gekaperte Konzerne“:  Unternehmen die diesem Trend nicht folgen, werden entweder boykottiert, erleben ein „downgrading“, einen shitstorm oder beides. Ein Beispiel dafür ist die amerikanische Fa. Anheuser-Busch mit der bekannten Biermarke Budweiser. Sie warben mit einem Transgender-Influencer, was bei der traditionell eher machohaften Stammkundschaft erwartungsgemäß nicht gut ankam. Es folgte ein erfolgreicher Boykottaufruf derselben und die Transgender-Kampagne wurde eingestellt. So gut, so schlecht, könnte frau sagen. Aber damit war das Ende der Fahnenstange lange nicht erreicht. Der Aktienkurs der Firma befidet sich seitdem im Sinkflug – u.a. wegen der nun fehlenden „richtigen“, sprich woken Werbung. Die Strafe, das so genannte downgrading, erfolgte nämlich umgehend. Denn seit ca. 20 Jahren gibt es in den USA Human Rights Campaign, die dafür sorgt, dass alle LBJTGxx-Menschen (wie viele Buchstaben sind es genau derzeit und welche?), strikt beachtet werden. Die Campaign rief eine Bewertungsmaschinerie (genannt CEI-Rating) ins Leben, die das korrekte (Werbe)Verhalten der großen und kleinen Konzerne aufmerksam verfolgt und  Fehlverhalten sofort sanktioniert, eben durch downgrading. Sozusagen das Sozialkreditsystem für Konzerne. Und da lästern wir über die bösen Chinesen und ihre ebensolchen Belohnungs- und Bestrafungsaktionen. Die Amerikaner können dies schon viel länger… (Manova news, 10. Juni 2023, Gekaperte Konzerne. Werbespots mit Minderheiten machen mittlerweile die Mehrheit aus. Obwohl das vielen Kunden nicht gefällt, folgen Unternehmen dem Trend — aus Angst vor „Downgrading“.)

Red & white (© WSch: 29.07.2017 Oslo)

Fortsetzung folgt…